Sonntag, 22. April 2018

Worum beten wir am „Weltgebetstag für geistliche Berufe“?

Jeweils am 4. Sonntag der Osterzeit begeht die Weltkirche den Weltgebetstag für geistliche Berufe und bittet dabei um zweierlei: Gott möge viele Menschen rufen, dass sie geistliche Berufe ergreifen. Und alle Christinnen und Christen sollen ihrer Berufung folgen.

Erstens erinnert der Gebetstag daran, dass die Kirche Menschen braucht, die geistliche und kirchliche Berufe ergreifen, als Priester, Diakone, Ordensleute, pastorale Mitarbeiter, Religionslehrerinnen und Religionslehrer. Gott beruft Menschen in seine Nachfolge und seinen Dienst. Diese brauchen geistliche Gaben, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können, die Charismen, die für unsere Kirche heute so wichtig sind. Um beides beten wir.

Zweitens bitten wir an diesem Tag auch darum, dass alle Christen, Frauen und Männer, junge und alte, ihre jeweilige Berufung erkennen und ihr folgen. Denn das Evangelium kann nicht nur von Hauptamtlichen verbreitet werden. Alle Getauften müssen beitragen, dass die Frohbotschaft von Jesus Christus in der Welt verkündet und vorgelebt wird.

Freitag, 2. März 2018

Sondern erlöse uns von dem Bösen.

Schließlich bitten wir darum, dass Gott uns vom Bösen erlösen oder befreien möge. Denn das Böse hindert uns daran, wirklich unserer Berufung zu folgen. Die Sünde, die einmal in die Welt gekommen ist, wirkt weiter. Sie führt dazu, dass ich lieber sündige als nicht sündige. Sie schwächt die menschliche Freiheit. Dem Kreislauf der Sünde können wir Menschen von selbst nicht entkommen. Dafür ist die Erlösung notwendig.

Mit dieser Bitte ist die Anerkennung verbunden, dass die menschliche Kraft alleine gegen das Böse nicht ausreicht. Wir brauchen Gottes Hilfe, weil die menschliche Freiheit das allein nicht schafft. Ich will das Gute tun und bitte Gott um Kraft dazu. Ich will das Böse vermeiden, aber allzu oft scheitere ich daran, weil das Böse stärker ist. Daher bitten wir um die Erlösung und darum, dass sie auch in meinem Leben ankommt. Damit verbunden ist die Bereitschaft, das Böse in meinem Leben zu bekämpfen und das Gute zu wollen.

Die sieben Bitten des Vater unser fassen zusammen, was wir als Glauben an Jesus Christus, den Sohn Gottes, bekennen. Er führt uns in die Gemeinschaft mit Vater und dem Heiligen Geist. Daher ist es alte Tradition am Schluss eine Doxologie anzufügen, einen Lobpreis, der das Reich, die Macht, die Herrlichkeit Gottes besingt.

Donnerstag, 1. März 2018

Und führe uns nicht in Versuchung

Der umstrittenste Satz im Gebet bittet, Gott möge uns nicht in die Versuchung hineinführen oder hineinbringen. Ist es tatsächlich denkbar, dass der gute Gott uns in Versuchung führt? Würde Gott dann nicht mit den Menschen spielen? In der ganzen bekannten Überlieferung heißt diese Stelle so. Es klingt fast anstößig. Aber wie ist das zu verstehen?

Das menschliche Leben ist voll von Versuchungen. Sie gehören zur Freiheit dazu. Nicht alle, nur manche führen wirklich zum Bösen. Was wäre das für eine Freiheit, wenn es nicht auch unterschiedliche Möglichkeiten gäbe bis dahin, dass die Freiheit missbraucht werden kann. Gott will die Freiheit des Menschen, also muss er auch die Versuchung akzeptieren, dass sie gegen das Gute und gegen Gott selbst gewendet wird. Weil nur dann die Freiheit ernstgenommen ist.

Die Bitte ist sicher richtig verstanden in dem Sinne, dass wir Gott bitten, er möge uns nicht in Versuchung geraten lassen. Ich bitte um den Schutz vor der Versuchung, der ich nicht widerstehen kann. Also könnte die Bitte auch lauten: Führe uns in der Versuchung. Aus einer Erfahrung, die um die überall gegenwärtigen Versuchungen des Lebens weiß, ist diese Bitte verständlich.

Mittwoch, 28. Februar 2018

Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Alle sieben Bitten enthalten implizit auch Selbstverpflichtungen, doch bei dieser einen ist die Verpflichtung selbst ausgesprochen. Die Vergebung der Schuld ist die notwendige Voraussetzung für die Versöhnung. Ich habe Schuld auf mich geladen. Das gilt für alle Menschen. Wann immer ich in Sünde falle, bleibt Schuld zurück, den anderen, der Welt, mir selbst und Gott gegenüber. Gott zeigt den Weg aus dem Unheilskreislauf von Schuld und Sünde heraus.

Gott hat den ersten Schritt zur Versöhnung gesetzt mit dem Kommen seines Sohnes. Jesus ist ans Kreuz gegangen, um auch die letzten Sünder, die Verbrecher, die den Kreuzestod sterben müssen, zu versöhnen. Gott vergibt uns die Schuld, wenn wir dazu bereit sind. Darum bitten wir, damit wir den Neuanfang wagen können.

DIe Vergebung Gottes reicht aber nicht aus. Damit Versöhnung gelingt, müssen alle Menschen dazu bereit sein, besonders die, denen Böses angetan wurde. Die Bereitschaft zu vergeben ist die Voraussetzung für den Neuanfang. Gott bietet die Versöhnung an, wir müssen sie annehmen und das heißt, ich muss mich auch um die Versöhnung mit den anderen bemühen, an denen ich schuldig geworden bin.

Dienstag, 27. Februar 2018

Unser tägliches Brot gib uns heute

In unseren Ländern muss heute kaum jemand hungern, daher ist uns diese Bitte nicht so vertraut wie in anderen Gegenden dieser Welt. Sie macht bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, genug und mehr als genug zu essen zu haben. Niemand kann sich die Nahrung selbst machen, sie ist uns immer von der Erde geschenkt. Alles, was wir zu uns nehmen, musste zuvor wachsen und gedeihen. Wir beten darum, dass wir nicht hungern müssen und auch alle anderen Menschen nicht.

Zum täglichen Brot gehört auch der Sinn des Lebens, das Miteinander, das gute Wort. So bitten wir darum, dass Gott das Lebensnotwendige gibt. Gleichzeitig machen wir uns bewusst, dass wir mit unseren Bedürfnissen in vielfältiger Weise abhängig sind von der Umwelt und letztlich von Gott. Dieses Bewusstsein ist ein Zeichen eines tiefen, lebendigen Glaubens.

Montag, 26. Februar 2018

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden

Die schwierigste Bitte ist vermutlich die, dass Gottes Wille geschehen soll, im Himmel und auf Erden, bei Gott und unter uns Menschen. Heute gehört Autonomie zu den höchsten Werten. Alle möchten ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Das entspricht auch dem modernen Verständnis von Freiheit. Hebt also die Bitte im Gebet die Freiheit auf, weil Gottes Wille an die Stelle meines eigenen Willens tritt?

Gottes Wille führt alles zum Guten, so glauben wir. Wir werden zum Guten geführt, wenn wir uns Gottes Willen anvertrauen. Das heißt aber nicht, dass wir damit zu einem völlig geistlosen und kalten Gehorsam gezwungen wären. Gott will Menschen, die in Freiheit zu ihm ja sagen. Genauso hat Maria ihrer Berufung zugestimmt und ist die Mutter unseres Herrn geworden. Wie sie soll ich in Freiheit und Verantwortung meine Berufung zum Dienst in der Welt annehmen, ebenso die Menschen, die mir aufgetragen sind.

Die Bitte, dass der Wille Gottes geschehe, bedeutet auf der Seite Gottes, dass er sich kundtun möge, damit die Menschen seinen Willen erkennen können. Auf Seite der Menschen steht die Bereitschaft, den eigenen Willen und die eigenen Vorlieben daraufhin zu prüfen, ob sie wirklich mit den eigenen Zielen in Einklang stehen und der Berufung entsprechen oder ob sie nicht nur im Moment eine Laune wiedergeben. Dahinter steht die Überzeugung, dass der Wille Gottes das Gute für die Welt bedeutet.

Sonntag, 25. Februar 2018

Dein Reich komme

In der Mitte der Verkündigung Jesu steht das Wort: das Reich Gottes ist nahe. Überall dort, wo sich die Gnade verwirklicht, wo das Gute getan, die Nächstenliebe gelebt wird, ist das Reich Gottes schon unter uns. Jesus ist auf die Welt gekommen, um das Reich Gottes zu den Israeliten und zu allen Menschen zu bringen. Ja er selbst ist das Reich Gottes in Person. Wir bitten also um etwas, das in Jesus schon geschehen ist oder zumindest schon angefangen hat.

Das Reich Gottes verwirklicht Gott überall dort, wo Menschen leben, wie Jesus vorgelebt hat. Das geht nicht ohne das Wirken des Heiligen Geistes und die Gnade. Es verlangt aber auch die Freiheit. Wir beten darum, dass das Reich bei uns und mit uns gegenwärtig werde. Wir beten darum, dass Christus mitten in der Welt seine Kirche aufbaut aus lebendigen Steinen, aus uns Menschen. Das Reich Gottes kommt zum Heil für die Welt und die Kirche ist das Sakrament des Heils für alle Menschen. Wir Menschen können in das Reich Gottes eintreten, indem wir uns bekehren und unser Leben nach dem Vorbild Christi gestalten. Mit der Bitte ist also die Bereitschaft verbunden, sich von Jesus Christus in das Reich Gottes lebendig einfügen zu lassen.


Samstag, 24. Februar 2018

Geheiligt werde dein Name

Was ist uns heilig? Und wie kann etwas geheiligt werden? Es gibt ein gewisses Misstrauen dem Gedanken der Heiligkeit gegenüber. Kann man wirklich einen Menschen heilig nennen? Ist es ein gutes Ziel, nach Heiligkeit zu streben? Oder ist das eine Überforderung? Aber diese Bitte setzt ganz biblisch ein, weil sie sich nicht auf die Heiligung der Welt oder der Menschen richtet. Gott ist der Heilige. Damit kommt die nächste Frage auf: Wenn Gott immer schon der Heilige ist, wieso soll dann sein Name geheiligt werden?

Heilig ist das, was für die Begegnung mit Gott reserviert ist, das Besondere in unserem Leben. Was mir wichtig ist, das heilige ich, mit dem gehe ich besonders sorgsam um, so dass ich es auch Gott gegenüber als wichtigen Teil meines Lebens zeigen kann. Das Heilige ist wichtig für mein Leben. Jeder Mensch hat auch ein Recht darauf, dass das Heilige geschützt wird, es gehört zur Menschenwürde. Wo das Heilige nicht mehr geschützt wird, dort geht die Menschlichkeit verloren.

Die Bitte hat aber noch eine andere Facette, sie ist im Passiv gehalten. Das bedeutet in der Bibel, wir bitten, dass Gott selbst handelt. Gott selbst soll seinen Namen heiligen. Er hat seinen Namen dem Mose aus dem brennenden Dornbusch heraus gegeben, damit in diesem Namen das Volk aus der Sklaverei in Ägypten gerettet werde. Deshalb halten die Israeliten bis heute den Namen Gottes heilig und sprechen ihn ehrfürchtig nicht aus. Die Bitte, den Namen zu heiligen, bedeutet also, Gott möge unter uns gegenwärtig sein und in seinem heiligen Namen uns befreien aus der Sklaverei, in die wir uns selbst immer wieder begeben, aus dem Egoismus, dem Neid oder Hochmut. Wenn Gott seinen Namen heiligt, dann wird auch deutlich, was für mein Leben wirklich wichtig ist und was mir eigentlich schadet. Dann werden die Götzen entlarvt, die Heiligkeit beanspruchen, aber eigentlich für das Leben schlecht sind.

Freitag, 23. Februar 2018

Vater unser im Himmel

Das Gebet beginnt mit der direkten, feierlichen Anrede. Jesus nennt Gott immer seinen Vater. Er tut das, damit auch wir Gott als Vater anrufen können, ja sogar als unseren Vater. Jesus ist in die Welt gekommen, um uns Menschen in eine neue Gemeinschaft mit Gott zu bringen. Gott bietet jedem und jeder Einzelnen die Gemeinschaft an, es liegt an uns, sie anzunehmen. Wer das Vater unser ehrlich betet, ist schon auf dem Weg zu Gott hin.

Wie es gelingt, eine Tochter oder ein Sohn Gottes, Tochter oder Sohn des Vaters im Himmel zu werden, sagt Jesus in der Bergpredigt und auch sonst immer wieder. Die Gebote helfen, keine Frage. Wir sollen sie erfüllen. Aber es ist noch viel mehr. Seid vollkommen, wie euer himmlischer Vater! Das Gute zu tun ist der Maßstab des Handelns, nicht das Böse zu vermeiden, das gelingt dann von selbst. Die Liebe zum Nächsten, bedingungslos auch zu den Feinden verhindert den Hass. Mit dieser Haltung gelingt die Nachfolge Jesu.

Der Himmel ist das Reich Gottes. Unter dem Himmel ist der Lebensraum der Menschen, den Gott geschaffen hat. So steht Himmel auch für die Geborgenheit, die Gott schenkt. Im Himmel hoffen wir einmal in ewiger Gemeinschaft mit Gott und miteinander die selige Ruhe zu finden. Den Weg zum Himmel führen die sieben Bitten, die Jesus anfügt. Sie enthalten einerseits viel, was wir von Gott erhoffen, anderseits auch unsere Bereitschaft, uns selbst einzubringen.

Donnerstag, 22. Februar 2018

Serie zum Vater unser

Wie sollen wir in rechter Weise beten? So fragen die Apostel Jesus. Und diese Frage stellen gläubige Männer und Frauen bis heute immer wieder. Ja, beten gehört zweifellos zum Glauben dazu. Als Kinder haben wir Gesten und Gebete gelernt. Wir wissen also, wie man sich beim Beten vermeintlich richtig benimmt. Viele haben das nicht mehr gelernt und so sind ihnen sogar die äußeren Formen fremd. Dann ist es fast unmöglich, zu einem richtigen Gebet zu kommen.

Die äußeren Formen und die bekannten Worte sind eine Hilfe, wir brauchen sie. Aber sie sind noch nicht alles. Wie gelingt es, dass mein Gebet ehrlich aus dem Herzen kommt? Dass ich auch wirklich meine, was ich bete? Dass sich mein tiefer, innerer Glaube im Gebet ausdrückt? Das ist ein sehr großer Anspruch,aber sehr wichtig, wenn ich es mit meinem Glauben ernst nehme.

Paulus schreibt von der Not des Gebetes im Brief an die Römer. Sein Ratschlag ist, auf den Heiligen Geist zu vertrauen, der in uns betet, seufzt und jubelt. Er zeigt auch auf, worum wir beten sollen. So wie der Glaube aus der Gnade, der Kraft des Heiligen Geistes kommt, so bringt auch der Geist das Gebet hervor, wenn ich es zulasse. Damit benennt Paulus die Grundhaltung, in der jedes Gebet geschieht. Wir stehen gleichsam nackt und mit bloßen Händen vor Gott und allzu oft fehlen uns die Worte. Das macht das Beten gerade heute so schwer.

Auch die Jünger Jesu kennen das Problem. Sie bitten ihn um eine Weisung. Und er gibt ihnen eine Hilfe, ein Gebet, das Christen weltweit bis heute beten, das Vater unser.

Sonntag, 21. Januar 2018

Wozu brauche ich als Katholik neben der Bibel noch einen Katechismus?

Das griechische Wort Bibel bedeutet Buch. Die Bibel ist tatsächlich das Buch der Bücher, weil sie die Begegnung mit dem lebendigen Gott erzählt, der in Jesus Christus Mensch geworden ist. Sie ist das Buch des lebendigen Glaubens. Kein Christ, gleich ob katholisch, evangelisch oder orthodox, kann auf die Bibel verzichten. Sie enthält wertvolle Weisungen, aber auch viel Schwieriges. Es kommt auch auf die Auslegung der Heiligen Schrift an. Denn man kann auch die Bibel lesen, auslegen und trotzdem kein Christ sein. Damit das nicht geschieht, ist Glaubenswissen notwendig.

Der Katechismus ist ein Leitfaden und eine Hilfe für den Glaubensunterricht, der Katechese genannt wird, und für die eigene Bildung. Er fasst das Glaubenswissen zusammen und benennt die wichtigen Themen aus der Sicht der kirchlichen Lehre. So ist der Katechismus ein Handbuch für die Auseinandersetzung und Glaubensvertiefung. Er kann die Bibel nicht ersetzen, hilft aber, sich im Glauben zu bilden.