Was ist uns heilig? Und wie kann etwas geheiligt werden? Es gibt ein gewisses Misstrauen dem Gedanken der Heiligkeit gegenüber. Kann man wirklich einen Menschen heilig nennen? Ist es ein gutes Ziel, nach Heiligkeit zu streben? Oder ist das eine Überforderung? Aber diese Bitte setzt ganz biblisch ein, weil sie sich nicht auf die Heiligung der Welt oder der Menschen richtet. Gott ist der Heilige. Damit kommt die nächste Frage auf: Wenn Gott immer schon der Heilige ist, wieso soll dann sein Name geheiligt werden?
Heilig ist das, was für die Begegnung mit Gott reserviert ist, das Besondere in unserem Leben. Was mir wichtig ist, das heilige ich, mit dem gehe ich besonders sorgsam um, so dass ich es auch Gott gegenüber als wichtigen Teil meines Lebens zeigen kann. Das Heilige ist wichtig für mein Leben. Jeder Mensch hat auch ein Recht darauf, dass das Heilige geschützt wird, es gehört zur Menschenwürde. Wo das Heilige nicht mehr geschützt wird, dort geht die Menschlichkeit verloren.
Die Bitte hat aber noch eine andere Facette, sie ist im Passiv gehalten. Das bedeutet in der Bibel, wir bitten, dass Gott selbst handelt. Gott selbst soll seinen Namen heiligen. Er hat seinen Namen dem Mose aus dem brennenden Dornbusch heraus gegeben, damit in diesem Namen das Volk aus der Sklaverei in Ägypten gerettet werde. Deshalb halten die Israeliten bis heute den Namen Gottes heilig und sprechen ihn ehrfürchtig nicht aus. Die Bitte, den Namen zu heiligen, bedeutet also, Gott möge unter uns gegenwärtig sein und in seinem heiligen Namen uns befreien aus der Sklaverei, in die wir uns selbst immer wieder begeben, aus dem Egoismus, dem Neid oder Hochmut. Wenn Gott seinen Namen heiligt, dann wird auch deutlich, was für mein Leben wirklich wichtig ist und was mir eigentlich schadet. Dann werden die Götzen entlarvt, die Heiligkeit beanspruchen, aber eigentlich für das Leben schlecht sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen