Die
deutsche Sprache ist in manchen Dingen feinfühliger als andere. So
stehen “-ismen” stets im Geruch, etwas Übertriebenes zu sein. Das gilt
auch für das Wort “Theismus”, das etwa im Englischen gar nicht so scharf
klingt. In der Debatte um Schöpfung und Evolution steht, folgt man der
einschlägigen Literatur, der Theismus dem Materialismus gegenüber. Auf
der einen Seite steht die an der Evolutionstheorie orientierte
naturalistisch-materialistische Position, wonach durch Veränderung und
Selektion sich verschiedene Wesen, darunter auch vernünftige entwickelt
haben. Als Gegensatz dazu vertritt die theistische Richtung die Meinung,
Gott selbst habe einen Plan erstellt und gewissermaßen durch eigene
Eingriffe in die Geschichte auch durchgeführt.
Nun
kann ich mich in dieser Unterscheidung nicht wiederfinden. Ich bin kein
Theist. Als Mensch bin ich ein gläubiger Christ und von meiner
Profession ein Theologe. Da ist mir jede Übertreibung und jeder
Kurzschluss vom Unerklärbaren auf Gott fremd. Dementsprechend lehne ich
die theistische Position als unzutreffend genauso ab wie die
naturalistische. Wer den Dialog verschiedener Denkformen sucht, kann
sich nicht in den verschiedenen Extremen finden. Dazu braucht es
Vermittlung. Dann zeigt sich, dass eine Naturbeobachtung ohne die
dauernde Rückfrage auskommen kann, wo Gott denn da bleibt, weil Gott
diese Beobachtung zulassen kann. Und die Rede von Gott kann sich mit den
Grundfragen der Menschen beschäftigen. Denn die Heilige Schrift,
Ausgangspunkt der theologischen Vergewisserung, ist kein
naturwissenschaftliches Buch, sondern ein Buch, das mit dem Leben der
Menschen zu tun hat. In diesem Dienst steht auch die Theologie, die
deshalb kein Theismus sein kann, der nämlich die Begegnung mit Gott im
konkreten Leben eher ausschließt als fördert.