Sonntag, 31. März 2024

Das Geschenk der Osterfreude

Ostersonntag, 31. März 2024


Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern und dem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat. (Mk 16,1-7)

Vielleicht sind Frauen feinfühliger, vielleicht mutiger. Jedenfalls kommen drei Frauen zum Grab, um das zu vollenden, was ihnen vorher nicht möglich war, Jesu ein würdiges Begräbnis zu geben. Sie erleben zuerst einen großen Schrecken. Nichts ist, wie sie es erwartet hatten. Nicht einmal der Tote ist mehr da. Was geschehen ist, kann man nur im Glauben verstehen. Denen, die nicht glauben können, bleibt die Auferstehung Jesu unzugänglich. Dafür steht der junge Mann, der Engel, der ihnen sagt, dass Jesus auferstanden ist. Diese gute Nachricht, das Evangelium, sollen sie den Jüngern weiter erzählen. Ostern bedeutet, sich von Gott mit der Osterfreude beschenken zu lassen. Christus ist auferstanden, er lebt. Halleluja!

Samstag, 30. März 2024

Sorge für die Toten

Karsamstag, 30. März 2024


Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde, ging Josef von Arimathäa, ein vornehmes Mitglied des Hohen Rats, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten. Pilatus war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei. Als er es vom Hauptmann erfahren hatte, überließ er Josef den Leichnam. Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes. (Mk 15,42-46)

Begräbnisse sind traurig. Niemand verabschiedet sich gerne von einem lieben Menschen. Aber wenigstens das kann ich tun: sie zum Grab begleiten. Josef von Arimathäa war dabei, als Jesus verurteilt wurde. Was er dort getan oder gedacht hat, ist nicht überliefert. Aber er setzt sich dafür ein, dass Jesus begraben wird und begleitet ihn auf seinem letzten irdischen Weg. Daran erinnert der Karsamstag. Wie eine Gesellschaft mit den Toten umgeht, zeigt ihre Haltung dem Leben gegenüber. Wo die Toten nicht geehrt werden, gibt es auch keine Humanität für die Lebenden, besonders nicht für jene, die die Zuwendung der Gesellschaft brauchen. Jesus geht für sie ins Grab.

Freitag, 29. März 2024

Wahrhaftig

Karfreitag, 29. März 2024


Als die sechste Stunde kam, brach eine Finsternis über das ganze Land herein - bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloï, Eloï, lema sabachtani?, das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Hört, er ruft nach Elija! Einer lief hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Dabei sagte er: Lasst, wir wollen sehen, ob Elija kommt und ihn herabnimmt. Jesus aber schrie mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus. Da riss der Vorhang im Tempel in zwei Teile von oben bis unten. Als der Hauptmann, der Jesus gegenüberstand, ihn auf diese Weise sterben sah, sagte er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn. (Mk 15,33-38)

Es ist ein Schauspiel für die, die vorübergehn. Jesus betet in seiner Verzweiflung. Er fühlt sich von Gott verlassen. Die Zuschauer verstehen nicht, was vor sich geht und deuten die Worte anders. Die Tiefe des Geheimnisses verstehen nur die, denen es Gott schenkt. Sie müssen nicht besonders würdig sein. Es ist der römische Hauptmann, ein Heide, der für die Hinrichtung verantwortlich ist, dem an Jesus überhaupt nichts liegt, der die Wahrheit ausspricht. Damit wird er zum Vorbild für alle Suchenden. Zur Auferstehung können nur die kommen, die Jesus als Gottes Sohn erkennen.

Donnerstag, 28. März 2024

Jesus schenkt sich selbst

Gründonnerstag, 28. März 2024


Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus. Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Amen, ich sage euch: Ich werde nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, an dem ich von Neuem davon trinke im Reich Gottes. (Mk 14,22-25)

Jesu lädt die Seinen zum gemeinsamen Mahl ein. Kommunion bedeutet, er will die innigste Gemeinschaft mit uns, mit denen, die ihm nachfolgen. Er schenkt sich selbst in Brot und Wein. Dank und Lobpreis münden in die Zusage, dass er mit uns verbunden bleibt. In der Eucharistiefeier wird er immer wieder neu gegenwärtig erfahrbar, ist ganz real da. Diese Erfahrung baut die Kirche auf. Der Tod Jesu am Kreuz ist mehr, als einfach nur ein trauriges Ereignis. Er stiftet wieder Gemeinschaft zwischen denen, die von der Sünde getrennt waren. Die Eucharistiefeier lässt jedesmal etwas von der Erlösung und der Auferstehung spüren.

Mittwoch, 27. März 2024

Verhetzt, verurteilt

Mittwoch der Karwoche, 27. März 2024


Pilatus wandte sich von Neuem an sie und fragte: Was soll ich dann mit dem tun, den ihr den König der Juden nennt? Da schrien sie: Kreuzige ihn! Pilatus entgegnete: Was hat er denn für ein Verbrechen begangen? Sie aber schrien noch lauter: Kreuzige ihn! Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei. Jesus lieferte er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung aus. (Mk 15,12-15)

Das Evangelium lässt Zweifel des Pilatus durchblicken. Ist dieser Mann, Jesus aus Nazaret, wirklich schuldig? Die aufgehetzte Menge beantwortet seine Frage nach dem Verbrechen Jesu nicht, sondern fordert nur umso lauter die Kreuzigung, worauf Pilatus ihn verurteilt. Immer wieder werden Menschen verhetzt, verurteilt, ohne dass über Gründe gesprochen wird. Mit Jesus werden viele unschuldig gekreuzigt. Aber Gott sieht auf die Verurteilten. Dem Karfreitag folgt die Auferstehung.

Dienstag, 26. März 2024

Nicht alle erkennen Jesus

Dienstag der Karwoche, 26. März 2024


Da wandte sich der Hohepriester nochmals an Jesus und fragte: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus sagte: Ich bin es. Und ihr werdet den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und mit den Wolken des Himmels kommen sehen. Da zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief: Wozu brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was ist eure Meinung? Und sie fällten einstimmig das Urteil: Er ist des Todes schuldig. (Mk 14,61-64)

Aus seiner Sicht tut der Hohepriester das einzig Richtige. Er hat eine ganz bestimmte, festgefahrene Vorstellung von seiner Religion, mit der er den Anspruch Jesu nicht zulassen kann. So wie er und die meisten im Hohen Rat können auch heute viele mit Jesus und seiner Verkündigung des Reiches Gottes nicht mitgehen, weil sie ihn nicht verstehen oder seinen Anspruch nicht akzeptieren können. Jesus als den Sohn Gottes zu erkennen und anzuerkennen bedeutet, das eigene Leben danach auszurichten. Bin ich dafür bereit?

Montag, 25. März 2024

Verrat tut weh

Montag der Karwoche, 25. März 2024

Noch während er redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohepriestern, den Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden. Der ihn auslieferte, hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt ihn sicher ab! Und als er kam, ging er sogleich auf Jesus zu und sagte: Rabbi! Und er küsste ihn. Da legten sie Hand an ihn und nahmen ihn fest. (Mk 14,43-46)

Von einem Freund verraten zu werden, tut weh. Dadurch wird die Ablehnung, die Jesus erfährt, noch schmerzhafter. Die Gegner Jesu wollen ihn und das Reich Gottes, das er bringt, mit Schwertern und Knüppeln bekämpfen. Bis heute wird dem Reich Gottes Gewalt angetan, manchmal offen, öfter subtil. Niemand ist davor geschützt, selbst zum Verräter zu werden. Es geschieht dort, wo die eigenen Vorstellungen mit dem Evangelium verwechselt werden. Die Passionserzählung fordert die eigene Haltung heraus: Bin ich bereit, wirklich mit Jesus zu gehen?

Sonntag, 24. März 2024

Begeisterung die anhält

Palmsonntag, 24. März 2024

Es war einige Tage vor dem Paschafest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte er zwei seiner Jünger aus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht es; er lässt es bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße ein Fohlen angebunden und sie banden es los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten das Fohlen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! (Mk 11,1–10)

Im Markusevangelium wird kurz und knapp erzählt, was geschehen ist. Jedes Wort ist dabei von Bedeutung. Jesus handelt wie ein Fürst, er lässt ein Tier holen, ein Fohlen, an anderen Stellen ist von einem Esel die Rede. Es wurde noch nie geritten. Es gehört jemandem anderen, der es Jesus überlässt und damit einen Beitrag für Jesu Sendung leistet.
Das Geschehen wird nur dann verständlich, wenn man die biblischen Bezüge erkennt. Beim Propheten Sacharja 9,9 heißt es: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel.“
Es ist ein Triumphzug, nicht nur die Jüngerinnen und Jünger, die mit Jesus unterwegs waren, jubeln ihm zu. Auch viele andere, die zufällig da sind, lassen sich begeistern.
Hosanna heißt wörtlich: Hilf doch! Das Reich Gottes bringt Hilfe, Rettung von Gott her. Der Ruf erinnert an Psalm 118,25, wo um die Rettung aus der Not gebetet wird. Die Betenden wissen, dass sie „im Namen des Herrn“ schwierige Situationen meistern können.
Jesus kommt als König, um das Reich Gottes in der Welt zu errichten. Seine Herrschaft unterscheidet sich von den Machthabern damals wie heute. Er setzt sich ein für die Menschen. Er geht für die Seinen ans Kreuz. Deshalb wird am Palmsonntag schon die Leidensgeschichte gelesen.
Viele haben sich damals mitreißen lassen. Bis heute können ein schöner Gottesdienst und ein gemeinsamer Lobpreis viele begeistern. Wichtig ist, dass die Nachfolge auch in schwierigen Situationen weitergeht.

Samstag, 23. März 2024

An der Hand geführt

Samstag der 5. Fastenwoche, 23. März 2024

Als die Morgenröte aufstieg, drängten die Engel Lot zur Eile und sagten: Auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht wegen der Schuld der Stadt hinweggerafft wirst! Da er noch zögerte, fassten die Männer seine Hand, die Hand seiner Frau und die Hand seiner beiden Töchter, weil der HERR mit ihm Mitleid hatte. Sie führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los. (Gen 19,15-16)

Lot zögert. Er möchte lieber noch bleiben, obwohl er eigentlich schon weiß, dass ihn in Sodom nichts Gutes mehr erwartet. Die Engel Gottes drängen ihn, nehmen ihn an der Hand und seine Familie und führen ihn hinaus. An der Hand genommen und geführt zu werden, ist nicht angenehm. Wie oft nehmen Menschen lieber schlechte Umstände in Kauf, anstatt sich selbst zu verändern. Viele erleben es selbst, dass andere sie zum Guten nötigen müssen. Der Glaube lehrt uns, dankbar zu sein für die, die uns auf das Gute hinweisen, wo wir es nicht sehen wollen.

Freitag, 22. März 2024

Sich für andere einsetzen

Freitag der 5. Fastenwoche, 22. März 2024

Abraham trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Da sprach der HERR: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. (Gen 18,23-26)

Abraham hätte keine Veranlassung, sich für die verkommenen Städte einzusetzen. Sein Neffe wurde dort nicht gut behandelt und es ist klar, dass dort viel Böses passiert. Aber er setzt sich ein, weil dort vielleicht ein bisschen Gerechtigkeit zu finden ist. Gott verspricht, auf die Gerechten zu schauen und ihretwegen, gleich wie viele oder wenige sie sind, die Stadt zu verschonen. Gott schaut immer mehr auf die Gerechtigkeit und das Gute, das geschieht, als auf die Sünden und Fehler. Das ist im Blick auf die eigenen Schwächen sehr tröstlich. Wie Abraham sollen auch wir immer das Gute sehen, anstatt andere zu verurteilen.

Donnerstag, 21. März 2024

Gott schaut genau hin

Donnerstag der 5. Fastenwoche, 21. März 2024


Der HERR sprach: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist angeschwollen und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabsteigen und sehen, ob ihr verderbliches Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist, oder nicht. Ich will es wissen. (Gen 18,20-21)

Sodom und Gomorra stehen durch diese Erzählung sprichwörtlich für moralisch verkommene Zustände. Solche gibt es an manchen Orten und zu manchen Zeiten. Gott hört davon, aber die Gerüchte alleine genügen ihm nicht. Er geht hin, schaut die Situation an, hört den Menschen, die es betrifft, zu. Viel wird über andere geredet, allzu oft wird geurteilt. Richtig ist, nicht über andere zu reden, sondern mit ihnen. Wer Klagen über andere hört, muss zuerst hingehen und auf die Betroffenen selbst hören.

Mittwoch, 20. März 2024

Wirrsal der Sprachen

Mittwoch der 5. Fastenwoche, 20. März 2024


Auf, steigen wir hinab und verwirren wir dort ihre Sprache, sodass keiner mehr die Sprache des anderen versteht. Der HERR zerstreute sie von dort aus über die ganze Erde und sie hörten auf, an der Stadt zu bauen. Darum gab man der Stadt den Namen Babel, Wirrsal, denn dort hat der HERR die Sprache der ganzen Erde verwirrt und von dort aus hat er die Menschen über die ganze Erde zerstreut. (Gen 11,7-9)

Wo sich Menschen verstehen, ist vieles möglich, aber nur dann, wenn sie den guten Weg gehen. Das ist wohl der tiefere Sinn hinter dieser alten Erzählung. Die gemeinsame Sprache geht dann verloren, wenn das Ziel von Überheblichkeit geprägt ist oder die Verantwortung der Schöpfung gegenüber oder die Gerechtigkeit missachtet wird. Beides ist notwendig, Verständnis füreinander und ein gemeinsames gutes Ziel. Sonst verstehen die Menschen einander nicht mehr.

Dienstag, 19. März 2024

Wider die Überheblichkeit

Dienstag der 5. Fastenwoche, 19. März 2024 (Hl. Josef)


 Da stieg der HERR herab, um sich Stadt und Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie und eine Sprache haben sie alle. Und das ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts mehr unerreichbar sein, wenn sie es sich zu tun vornehmen. (Gen 11,5-6)

Gott schaut, was die Menschen tun. Er schaut auf den Turm, mit dem sie sein wollen wie Gott. Im Verständnis der Bibel kommt alles von ihm, das Gute und das Schlechte. Daher wird auch das Misslingen mit ihm in Verbindung gebracht. Jetzt gelingt ihnen, was sie tun, aber das bedeutet nicht, dass Gott alles zulassen wird, was sie sich vornehmen, auch das Schlechte. Gott wird sich gegen ihre Überheblichkeit richten.

Montag, 18. März 2024

Gemeinsam sind wir stark!

Montag der 5. Fastenwoche, 18. März 2024

Die ganze Erde hatte eine Sprache und ein und dieselben Worte. Dann sagten sie: Auf, bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit einer Spitze bis in den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Erde zerstreuen. (Gen 11,1.4)

Die Erzählung vom Turmbau zu Babel beginnt mit einer großen Vision. Wo Menschen einander verstehen und im Einklang handeln, haben sie viele Möglichkeiten. Eine Stadt zu bauen bedeutet, ein gelingendes Miteinander aufzurichten. Doch die Vision wird schnell zur Hybris: ein Turm, der bis zum Himmel reicht; ein Name, der überall bekannt ist. Die Annahme, dass damit eine unzerstörbare Einheit entsteht, wird sich als Illusion erweisen. Die Einheit unter den Menschen und den Erfolg des eigenen Handelns wünschen sich viele Menschen. Verhindert werden sie durch die Überheblichkeit.

Sonntag, 17. März 2024

Hoffnung und Trauer

Fünfter Fastensonntag, 17. März 2024


In jener Zeit gab es unter den Pilgern, die beim Paschafest Gott anbeten wollten, auch einige Griechen. Diese traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde. (Joh 12,20–33)

Das Bild vom Weizenkorn ist hoffnungsvoll. Es wird ausgesät, springt auf und ein grüner Halm kommt zum Vorschein. Im Frühling, wenn die Pflanzen auf den Wiesen und Feldern wachsen, macht sich das Leben mit all seiner Kraft bemerkbar.
Der Frühling ist eine Zeit der Freude. Wo das Leben erfahrbar ist, ist auch der Tod nahe. Jesus spricht von seinem Sterben und mutet den Jüngern damit einiges zu. Das Kreuz wirft seine Schatten voraus. Es ist kein prachtvolles Schmuckstück, sondern ein schreckliches Zeichen von Gewalt und Verachtung. Wie soll gerade das zur Verherrlichung führen?
Das Leben ist ein Geschenk. Es muss wieder zurückgegeben werden. Der Tod lieber Menschen löst Trauer aus. Musste er oder sie wirklich schon sterben? Was ist der Sinn des Todes? Jesus weist diese Fragen nicht zurück. Er nimmt die Trauer ernst. Er selbst geht nicht triumphierend in den Tod, er kennt die Angst. Aber die Auferstehung ist nur möglich durch das Kreuz, wenn Jesus sein Leben in Gottes Hand zurückgibt.
Es ist richtig, über den Verlust lieber Menschen zu trauern. Wer andere wirklich liebt, vermisst sie. Der Glaube lässt Raum für die Trauer. Es ist wichtig, das Leben sorgfältig zu bewahren, auf die Gesundheit zu achten und alles zu tun, damit das Leben erhalten bleibt. Aber der Glaube gibt immer noch mehr, er führt zur Hoffnung. Sie vertröstet nicht, sondern gibt die Gewissheit, dass Gott mehr mit uns vorhat, als wir uns selbst vorstellen können. Das Ostergeheimnis gibt uns die Hoffnung, dass das Leben stärker ist.

Samstag, 16. März 2024

Gottes Zusage an die Schöpfung

Samstag der 4. Fastenwoche, 16. März 2024


Dann baute Noach dem HERRN einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte auf dem Altar Brandopfer dar. Der HERR roch den beruhigenden Duft und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich werde den Erdboden wegen des Menschen nie mehr verfluchen; denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an. Ich werde niemals wieder alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe. Niemals, so lange die Erde besteht, werden Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht aufhören. (Gen 8,20-22)

Die Rettung führt zum Gottesdienst, Dank und Lobpreis, und zum Fest. Gott schließt mit Noach, allen Menschen und der ganzen Schöpfung einen Bund. Gott wird immer zu seiner Schöpfung stehen, unabhängig davon, wie die Menschen handeln. Das ist eine starke Zusage, zugleich aber auch ein Auftrag an uns. Wir sollen uns immer bewusst sein, dass wir Teil eines größeren Ganzen sind.

Freitag, 15. März 2024

Ein österlicher Glaube

Freitag der 4. Fastenwoche, 15. März 2024

Da gedachte Gott des Noach sowie aller Tiere und allen Viehs, die bei ihm in der Arche waren. Gott ließ einen Wind über die Erde wehen und das Wasser sank. Die Quellen der Urflut und die Schleusen des Himmels wurden geschlossen; der Regen hörte auf, vom Himmel zu fallen, und das Wasser verlief sich allmählich von der Erde. So nahm das Wasser nach hundertfünfzig Tagen ab. (Gen 8,1-3)

Noach erlebt eine lange Zeit der Ungewissheit auf der Arche. Der Weg der Erneuerung ist nicht immer leicht. Oft ist das Ziel nicht zu sehen. Die Hoffnung, dass Gott alles zum Guten führt, lässt ihn zuversichtlich bleiben und manche Verzweiflung überwinden. Dieses Beispiel zeigt, welche Kraft ein österlicher Glaube hat. Er hält auch in den schwierigen Zeiten des Lebens.

Donnerstag, 14. März 2024

Flut bedeckt die Erde

Donnerstag der 4. Fastenwoche, 14. März 2024


Die Flut auf der Erde dauerte vierzig Tage. Das Wasser stieg und hob die Arche immer höher über die Erde. Das Wasser schwoll an und stieg immer mehr auf der Erde, die Arche aber trieb auf dem Wasser dahin. Das Wasser war auf der Erde gewaltig angeschwollen und bedeckte alle hohen Berge, die es unter dem ganzen Himmel gibt. (Gen 7,17-19)

Wasserfluten sind gefährlich und bringen gleichzeitig neues Leben. Diese Erfahrung prägt die biblischen Texte. Vierzig Tage sind die Zeit der Erneuerung, daher bereitet sich die Kirche mit einer vierzigtägigen Fastenzeit auf das Osterfest vor. Reinigung und Erneuerung sind anspruchsvolle Prozesse, die vielen Menschen schwerfallen. Die Erzählung von der großen Flut ist eine Einladung, sich auf die Erneuerung einzulassen.

Mittwoch, 13. März 2024

Gott bietet einen Bund an

Mittwoch der 4. Fastenwoche, 13. März 2024

Ich bin es. Siehe, ich will die Flut, das Wasser, über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben. Alles auf Erden soll den Tod finden. Mit dir aber richte ich meinen Bund auf. Geh in die Arche, du, deine Söhne, deine Frau und die Frauen deiner Söhne! Von allem, was lebt, von allen Wesen aus Fleisch, führe je zwei in die Arche, damit sie mit dir am Leben bleiben; je ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein. (Gen 6,17-19)

Gott möchte mit Noach einen Neubeginn wagen, einen Bund schließen, mit ihm, seiner Familie und mit den Tieren, die als Partner der Menschen geschaffen wurden. Die Ankündigung ist radikal, Gott wird das Böse auslöschen, damit das Gute wieder wachsen kann. Immer wieder erfahren Menschen, die sich für das Gute, die Gerechtigkeit, die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, dass andere stärker sind. Die Arche ist ein Zeichen dafür, dass Gott auf das Gute setzt. Diese Hoffnung trägt Noach über die Flut.

Dienstag, 12. März 2024

Der Plan Gottes

Dienstag der 4. Fastenwoche, 12. März 2024


Da sprach Gott zu Noach: Ich sehe, das Ende aller Wesen aus Fleisch ist gekommen; denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat. Siehe, ich will sie zugleich mit der Erde verderben. Mach dir eine Arche aus Goferholz! Statte sie mit Kammern aus und dichte sie innen und außen mit Pech ab! (Gen 6,13-14)

Gott ergreift die Initiative. Die Menschen sind böse geworden, so heißt es, daher soll die Bosheit mit ihnen verschwinden. Gott hat einen Plan für das Gute, in der Person von Noach. Die Arche ist ein Sinnbild für die Erneuerung in einer feindlichen Situation. Die, die sich für das Gute einsetzen, müssen sich gegen die schlechten Einflüsse schützen. Denn auch Noach und die Seinen sind Menschen mit Vorzügen und Fehlern.

Montag, 11. März 2024

Gott sieht die Bosheit

Montag der 4. Fastenwoche, 11. März 2024


Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh. (Gen 6,5-6)

Die Erzählung von der großen Flut beginnt mit einer Bemerkung, die so gar nicht zu Gott passen will. Er sieht, dass die Menschen das Schlechte tun, so sehr, dass es heißt, ihr Trachten ist immer nur böse. Warum empfindet er deshalb Reue? Kann ihm nicht gleichgültig sein, was die Menschen tun? Das unterscheidet Gott von anderen Gottesvorstellungen. Ihm ist wichtig, was wir tun. Gott will das Gute für uns, deshalb tut ihm das Böse weh.

Sonntag, 10. März 2024

Das Gericht und das Gute

Vierter Fastensonntag, 10. März 2024


In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat. Denn darin besteht das Gericht: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind. (Joh 3,14-21)

Was Jesus sagt, ist nicht bequem. Er spricht von einer Schlange in der Wüste, von Hingabe, Gericht, vom Verlorengehen und von der Rettung. Das Evangelium holt die Menschen, die es ernst nehmen, aus der Wohlfühlzone.
Ringsum passiert viel Unheil. Das erfahren viele Menschen schmerzhaft, damals wie heute. Die Gemeinden, für die das Johannesevangelium geschrieben ist, erleben Bedrohungen von innen und von außen. Sie kennen die Situation. Es geht aber nicht nur um das, was die anderen tun. Auch die eigenen Taten sind oft schlecht. Es kommt darauf an, sich mit dem Denken und dem Tun an die Wahrheit und das Gute zu halten.
Hier könnte vor allem der moralische Anspruch gesehen werden. Gehöre ich zu denen, die alles richtig machen, oder zu denen, die böse handeln? Die eigenen Schwächen werden bewusst. Doch es geht nicht nur darum, in jeder Situation das Richtige zu tun. So könnte man leicht an eine kleinliche Aufzählung von gelungenen und misslungenen Handlungen denken, die dann aufgerechnet werden. Jesu Botschaft vom Gericht ist anders. Sie soll keine Angst machen, sondern ist eine Heilsbotschaft.
Das Gericht bringt Licht, das die Dunkelheiten der Welt erleuchtet. Es hat keine Logik des Aufrechnens. Die Macht des Guten wird das Böse überwinden. Das wesentliche Kriterium ist er selbst. Wer Jesus kennt und an ihn glaubt, gehört schon zu ihm und kann hoffnungsvoll auf die Vollendung hoffen. Gott sucht nicht die perfekten Menschen, sondern die, die sich auf die Nachfolge Jesu einlassen.

Samstag, 9. März 2024

Gott gibt einen Neuanfang

Samstag der 3. Fastenwoche, 9. März 2024

Der HERR aber sprach zu ihm: Darum soll jeder, der Kain tötet, siebenfacher Rache verfallen. Darauf machte der HERR dem Kain ein Zeichen, damit ihn keiner erschlage, der ihn finde. (Gen 4,15)

Kain hat seine Schuld eingestanden, deshalb schenkt ihm Gott einen Neuanfang und nimmt ihn unter seinen besonderen Schutz. Das Kainsmal ist nicht ein Zeichen des Fluchs, sondern des Schutzes. Keiner darf ihm etwas antun oder an ihm Blutrache vollziehen. Gott ist jedem Sünder nahe, der seine Schuld ehrlich anerkennt und um Vergebung bittet.

Freitag, 8. März 2024

Die Schuld eingestehen

Freitag der 3. Fastenwoche, 8. März 2024

Kain antwortete dem HERRN: Zu groß ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte. Siehe, du hast mich heute vom Erdboden vertrieben und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen; rastlos und ruhelos werde ich auf der Erde sein und jeder, der mich findet, wird mich töten. (Gen 4,13-14)

Diese Stelle ist die Wendung der Geschichte. Kain hat etwas Furchtbares getan, aber er erkennt seine Schuld und gesteht sie ein. Er weiß, was er getan hat und welche Folgen das hat. Sein Bekenntnis ist die Voraussetzung für Vergebung und Erneuerung. Es gibt keine Schuld, die zu groß ist, um bei Gott Vergebung zu finden, wenn sie eingestanden wird.

Donnerstag, 7. März 2024

Die Schöpfung und die Mitmenschen

Donnerstag der 3. Fastenwoche, 7. März 2024

Der HERR sprach: Was hast du getan? Das Blut deines Bruders erhebt seine Stimme und schreit zu mir vom Erdboden. So bist du jetzt verflucht, verbannt vom Erdboden, der seinen Mund aufgesperrt hat, um aus deiner Hand das Blut deines Bruders aufzunehmen. Wenn du den Erdboden bearbeitest, wird er dir keinen Ertrag mehr bringen. Rastlos und ruhelos wirst du auf der Erde sein. (Gen 4,10-12)

Kain hätte für seinen Bruder Partei ergreifen sollen. Das tut jetzt der Erdboden, die Erde, aus der Adam gemacht ist und wir alle. Die Erde, die uns Menschen trägt und uns Nahrung schenkt, steht für Abel ein und richtet sich gegen Kain. Mit Neid und Missgunst seinem Bruder gegenüber ist auch seine Beziehung zur Schöpfung zerbrochen. Das Miteinander der Menschen untereinander und mit der Schöpfung hängen eng zusammen.

Mittwoch, 6. März 2024

Der Hüter seines Bruders

Mittwoch der 3. Fastenwoche, 6. März 2024

Da redete Kain mit Abel, seinem Bruder. Als sie auf dem Feld waren, erhob sich Kain gegen Abel, seinen Bruder, und tötete ihn. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Er entgegnete: Ich weiß es nicht. Bin ich der Hüter meines Bruders? (Gen 4,8-9)

Wir wissen nicht, was Kain zu seinem Bruder sagt. Abel selbst kommt gar nicht zu Wort. Es ist eine Geschichte über Kain, der mit seinem Bruder nicht zurecht kommt und ihm deshalb Gewalt antut. Gott spricht mit Kain. Auf die Frage nach seinem Bruder antwortet er und spricht damit selbst sein Urteil. Indem er die Frage stellt, hat er schon gesagt, dass er
der Hüter seines Bruders sein hätte sollen. Darin hat er versagt. Es ist die Aufgabe aller Menschen, für ihre Brüder und Schwestern Hüter zu sein.

Dienstag, 5. März 2024

Der Blick nach vorne

Dienstag der 3. Fastenwoche, 5. März 2024

Der HERR sprach zu Kain: Warum überläuft es dich heiß und warum senkt sich dein Blick? Ist es nicht so: Wenn du gut handelst, darfst du aufblicken; wenn du nicht gut handelst, lauert an der Tür die Sünde. Sie hat Verlangen nach dir, doch du sollst über sie herrschen. (Gen 4,6-7)

Es ist eine Frage der Haltung, ob ich nach vorne blicke oder auf mich selbst. Wer im Egoismus gefangen ist, kreist nur um sich selbst. Das ist eine große Versuchung, die leicht zum Schäden für die Einzelnen und die Gemeinschaft wird. Dann kann nichts Neues mehr entstehen. Neid und Missgunst vergiften die Beziehungen zueinander. Umkehr beginnt damit, den Blick von sich weg auf die anderen und gemeinsam nach vorne zu richten.

Montag, 4. März 2024

Nicht nur ich selbst

Montag der 3. Fastenwoche, 4. März 2024


Nach einiger Zeit brachte Kain dem HERRN eine Gabe von den Früchten des Erdbodens dar; auch Abel brachte eine dar von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Der HERR schaute auf Abel und seine Gabe, aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich. (Gen 4,3-5)

Diese Bibelstelle wirkt befremdlich. Bevorzugt Gott Abel gegenüber Kain? So erscheint es vom heutigen Standpunkt aus. Für die Gläubigen damals war klar: Wenn Gott mein Opfer nicht annimmt, dann muss das an mir selbst liegen. Kain bringt seine Gabe nicht mit reinem Herzen, er ist ganz auf sich selbst fixiert, sieht nur die Konkurrenz zu Abel, dem scheinbar mühelos gelingt, was er nicht erreicht. Kain ist nicht bereit für die Begegnung mit Gott. Zur Umkehr gehört, nicht nur an sich selbst zu denken.

Sonntag, 3. März 2024

Leidenschaft für Gott

Dritter Fastensonntag, 3. März 2024


Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern; das Geld der Wechsler schüttete er aus, ihre Tische stieß er um und zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren. Da ergriffen die Juden das Wort und sagten zu ihm: Welches Zeichen lässt du uns sehen, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferweckt war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen war. (Joh 2,13-25)

Warum vertreibt Jesus die Händler aus dem Tempel? Sie machen für die jüdischen Gläubigen den Gottesdienst erst möglich, weil sie das heidnische Geld in die erlaubte Tempelwährung umtauschen oder die Tiere für die vorgeschriebenen Opfer verkaufen. Sicher machen sie dabei ihr Geschäft, aber im Dienst am Tempelgottesdienst, wie er in der Bibel vorgeschrieben ist.
Der Tempel ist mehr als nur ein Bauwerk, er ist der zentrale Ort für die jüdische Religion. In der Zeit des Exils war er schon einmal zerstört und wurde danach unter großen Mühen wieder aufgebaut. Hier können die Gesetze und Vorschriften der Religion erfüllt werden, hier können die Gläubigen ihren Glauben leben, hier begegnen sie ihrem Gott. Es ist verständlich, dass die jüdischen Autoritäten so scharf reagieren.
Auch für Jesus ist der Tempel wichtig, wie das Zitat aus dem 69. Psalm zeigt. Er reagiert leidenschaftlich. Dabei geht es um viel mehr, als die Vorschriften oder das Gefühl, das Richtige zu tun. Es geht um die Begegnung mit Gott selbst.
Seine Jünger verstehen Jesu Botschaft noch nicht. Sie wird nach seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung deutlich. Es ist eine österliche Botschaft. Auch wenn unsere irdischen Vorstellungen zerbrechen, der Tempel zerstört wird, wie es das Volk Israel bald danach wieder erlebt, wenn unsere Kirchen nicht mehr gefragt sind, vielleicht verkauft werden müssen oder verfallen, Gott hat noch etwas anderes vor. Die Auferstehung überwindet auch den Tod. Wenn Gott in die Welt kommt, dann hat damit schon etwas Neues angefangen.

Samstag, 2. März 2024

Paradies und Himmel

Samstag der 2. Fastenwoche, 2. März 2024

Da schickte Gott, der HERR, den Menschen aus dem Garten Eden weg, damit er den Erdboden bearbeite, von dem er genommen war. Er vertrieb den Menschen und ließ östlich vom Garten Eden die Kerubim wohnen und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten. (Gen 3,23-24)

Gott schickt die Menschen weg aus dem Paradies, sie können dort nicht bleiben. Zum Leben im Paradies gehört die Harmonie in den Beziehungen, die durch den Sündenfall gestört ist. So wird das Paradies zum Himmel als Ort der Sehnsucht, der uns mit der Vollendung verheißen ist. Die Erinnerung daran stärkt die Hoffnung, dass Gott uns einmal in die Vollendung aufnehmen wird.

Freitag, 1. März 2024

Gott ist allen Menschen nahe

Freitag der 2. Fastenwoche, 1. März 2024

Gott, der HERR, machte dem Menschen und seiner Frau Gewänder von Fell und bekleidete sie damit. (Gen 3,21)

Die Menschen kommen mit ihrer Nacktheit nicht mehr zurecht, weil durch die Übertretung auch die Beziehung zu sich selbst zerbrochen ist. Und doch sorgt Gott, der Herr, für sie, indem er ihnen Kleider gibt. Die Menschen haben das Paradies verloren, aber Gott bleibt ihnen nahe. Gott ist auch für die Sünder da. Welch tröstlicher Gedanke!