Ursprünglich
wollte ich ja nur über Noach und einen neutestamentlichen Vertreter der
Berufenen schreiben, aber wenn man in die Schrift hineinsieht, stechen
viele sprechende Beispiele hervor, die in einer einigermaßen guten
Darstellung nicht fehlen sollten. Sie decken verschiedene Facetten der
Fragestellung ab, verbunden durch ein gemeinsames Moment: alle werden in
der Schrift als Vorbilder dargestellt, sind aber eindeutig mit Fehlern
behaftet.
Zu
den Kerngestalten der Geschichte Israels gehören ohne Zweifel Mose
sowie seine Geschwister Aaron und Mirjam. Mose wird gerettet, weil die
Tochter des Pharao sich des kleinen Buben erbarmt und ihn ins Haus
aufnimmt. Weil er einen Ägypter erschlägt, im Zorn darüber, dass dieser
einen Hebräer schlecht behandelt, muss er fliehen. Als Gott ihn beruft,
das Volk durch die Wüste in das Gelobte Land zu führen, ist er alles
andere als erfreut. Er wehrt sich, wie Gottes Wort überhaupt bei Mose
oft auf Widerrede stößt. Auf sein Drängen hin wird ihm Aaron als Redner
zur Seite gestellt, weil er sagt, er könne ja nicht reden. Er tritt als
Mittler zwischen den Israeliten und Gott für sein Volk ein, kann sich
aber auch sehr aufregen und zertrümmert die Bundestafeln im Zorn über
das Handeln des Volkes.
Aaron
ist zwar meistens ein treuer Gefolgsmann seines Bruders und erfüllt
seine von Gott erhaltenen Aufgaben, wenn allerdings die Gemeinde auf ihn
einredet, kann er schon einmal Goldene Kälber gießen, statt sich an die
Gebote Gottes zu halten. Mirjam ist vor allem für den Gesang und die
Pauke bekannt, das Freudenlied nach dem Durchzug durch das Meer. Aaron
und Mirjam unterhalten sich dann über die Frau des Mose, die eine Fremde
ist, eine Kuschiterin. Hat er keine Frau aus dem eigenen Volk gefunden?
Tatsächlich sind sie eifersüchtig und meinen, sie hätten es eher selbst
verdient, mit Gott zu reden, als ihr Bruder. Mose muss für sie
einspringen, um das Verhältnis zu Gott wieder ins Lot zu bringen.
Dennoch werden alle drei das Gelobte Land nicht lebend erreichen.
Mose,
der Führer der Israeliten, ist einerseits jähzornig, anderseits auch
etwas feige, wenn es ums Reden geht. Besonders mutig ist auch Aaron
nicht, sondern scheut eher den Konflikt, auch wenn es um die Sache geht.
Mirjam ist zwar vorbildlich für das Volk, aber auch eifersüchtig. Doch
genau die drei sind es, die Gott vor seinem Volk herschickt. Mit ihnen
kann und soll sich jede Israelitin, jeder Israelit und auch jede
Christin, jeder Christ identifizieren in der Schwachheit, die aber nicht
das letzte Wort hat, sondern in den Dienst Gottes gestellt werden soll.
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