Montag, 27. Januar 2014

Krumme Zeilen III

Gott ruft sein Volk zusammen, so könnte man die Vorgeschichte Israels beschreiben. Die Geschichte der Stammväter, der sogenannten Patriarchen, Abraham, Isaak und Jakob, wird im Buch Genesis ausführlich erzählt. Alle drei sind von Gott auserwählt und gesegnet.
Abraham soll zum Vater des ganzen Volkes werden. Er folgt dem Ruf Gottes, aus seiner Heimat fortzuziehen. Er hat zwar großen Mut, wenn es darum geht, mit Gott zu verhandeln, allerdings ist er im Umgang mit anderen Menschen eher furchtsam. In Ägypten und in Gerar lässt er seine Frau Sara jeweils sagen, sie sei seine Schwester, damit der Pharao Interesse an ihr findet und es Abraham gut geht. Da Sara keine Kinder mehr bekommen kann, gebiert ihre Magd Hagar den Ismael. Erst dann erfüllt sich an Sara die Verheißung, obwohl sie Gott sogar ausgelacht hat dafür, und sie gebiert den Isaak. Dann aber geht der Streit zwischen den Frauen los. Auf Saras Geheiß jagt Abraham Hagar mit Ismael in die Wüste, wo Gott sich um die beiden kümmert.
Isaak hat zwei Söhne, Esau und Jakob. Er selbst zieht den älteren, Esau, vor, seine Frau Rebecca den jüngeren, Jakob. Dem gelingt es auch, das Erstgeburtsrecht für sich zu beanspruchen, indem er es Esau um eine Mahlzeit abkauft und dem blinden alten Isaak vormacht, er selbst sei Esau und habe ihm ein Stück selbst gejagtes Wild zubereitet. Als er daraufhin fliehen muss vor seinem Bruder kommt er zu Laban, seinem Onkel, der zwei Töchter hat, verliebt sich in Rachel, die jüngere. Und bietet seine Arbeit von sieben Jahren als Brautpreis an. Laban stimmt zu, gibt ihm dann aber die ältere, Lea, und erst nachher, um weitere sieben Jahre auch Rachel. Dann geht der Streit los, weil Lea Kinder bekommt, Rachel aber nicht. Daher führen die beiden Jakob auch noch ihre Mägde, Bilha und Silpa, zu. So haben Jakobs zwölf Söhne und seine Tochter Dina vier verschiedene Mütter. Da verwundert es vom Standpunkt moderner Entwicklungspsychologie wenig, wenn die Kinder untereinander nicht immer ein harmonisches Verhältnis haben.
Die Familien der Patriarchen haben durchaus etwas von Patchwork-Familien im modernen Sinn an sich. Die Biographien der von Gott Berufenen sind alles andere als geradlinig. Da sind Abraham, der Migrant, der vor der persönlichen Auseinandersetzung, vor allem mit Sara mitunter zurückschreckt, Isaak mit seiner Vorliebe für gutes Essen und Jakob mit seiner Vorliebe für die Frauen. Warum sind gerade sie für Gott die Garanten für die Zukunft Israels? Vielleicht sind sie gerade deshalb die Berufenen, weil sie nicht perfekt sind, sondern bereit, mit Gott sich auf den Weg zu machen.

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