Samstag, 25. Januar 2014

Krumme Zeilen I

Die eigene Unzulänglichkeit wird mir immer wieder deutlich. Ich bin nicht so, wie ich sein möchte, bleibe hinter meinem Ideal zurück und frage mich dann: Kann ich es überhaupt noch verantworten, etwas über den Glauben, die Theologie und die Kirche zu sagen? Mit welchem Recht? Seit einigen Tagen lese ich nun, morgens in der Lesehore, wieder im Buch Genesis. Dabei kommt mir das Sprichwort in den Sinn, wonach Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann. Denn was für Menschen sehen wir hier? Der Gründlichkeit halber beginne ich am Anfang, bei Adam und Eva.
Gott schafft Menschen als sein Abbild, ihm ähnlich, nämlich Adam und Eva, eigentlich Mensch (Adam), Mann (Isch) und Frau (Ischah), erst nach der Vertreibung aus dem Paradies Mensch (Adam) und Leben (Eva), sind nicht das Urbild der Perfektion. Sie wirken eher naiv. Zunächst tun sie, was Gott ihnen sagt, bis jemand anderer kommt, die Schlange, die ihnen etwas Anderes erzählt. Die Schlange behauptet, Gott wolle sie nur übervorteilen, und es wäre doch besser, Gottes Gebote nicht zu befolgen, davon hätten sie eindeutig mehr. Sie sind ganz für Gott zu haben, bis etwas Neues kommt. Und als herauskommt, dass sie sich tatsächlich von Gott abgewendet haben, als nämlich Gott Adam nachgeht und ihn ruft, da schiebt dieser die Schuld ab auf Eva, sie wieder auf die Schlange. Immer ist jemand anderer schuld, Hauptsache nicht ich selbst. Daraufhin müssen sie aber das Paradies verlassen. Das also sind die beiden Urmenschen, naiv, manipulierbar, uneinsichtig und nicht willig, zu ihrem Handeln zu stehen.
Wie werden sie sich wohl über ihre beiden Söhne Kain und Abel gefreut haben. Wie Abel war, wissen wir nicht, Gott mochte ihn aber offensichtlich. Damit kommt Kain nicht klar und wendet sich gegen ihn. Aus Eifersucht erschlägt er ihn, weil das Opfer Abels besser ist, als sein eigenes. Gewalt als Konfliktlösung führt dazu, dass Kain in Zukunft rastlos durch die Welt jagt. Er hat allerdings anders als der "gute" Abel Nachkommen, die dieses Erbe wohl weitertragen. Also auch hier Menschen, die alles andere als vollkommen sind. Ist die Schöpfung also schiefgegangen? Oder ist das der Preis der Freiheit, dass eben auch ein Ergebnis entstehen kann, das nicht unseren Vorstellungen entspricht? Dann ist es vielleicht das Besondere der Menschen, dass ihre Freiheit ein höheres Gut für Gott ist, also die vollkommene Pflichterfüllung?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen