Montag, 10. Februar 2014

Krumme Zeilen VI

Ein Blick ins Neue Testament lässt die Situation kaum verändert erscheinen. Schaut man nur auf jene Jünger Jesu, die zum Zwölferkreis sammelt, auf die Apostel, sehen wir einfache Männer, die Jesus mitten aus dem Leben ruft. Einer, Judas Iskariot, wird aus Neid und Missgunst zum Verräter. Die übrigen wollen gerne Jesus für sich haben, schlagen ihm vor, die Zuhörer wegzuschicken, weil nichts zu essen da ist oder wollen gerne im Himmel links und rechts von ihm sitzen wie Jakobus und Johannes, die Donnersöhne. Vom Leiden und vom Kreuz wollen sie nichts wissen und können daher auch nicht verstehen, was Auferstehung bedeuten soll. Petrus, der von Jesus zum Felsen gemacht wurde, verleugnet ihn zu kennen, in dem Moment, wo es ernst wird. Herausragende Helden sind die Jünger nicht. Jesus beruft sie, ihm nachzugehen, ihm zu folgen, ihn nachzuahmen, und er muss diese Berufung immer wieder neu aussprechen, weil sie bei Schwierigkeiten gerne weit hinter dem Ideal zurückbleiben.
Die Jünger sind Identifikationsfiguren. Wer das Evangelium liest, soll sich in ihnen wiederfinden. Die Fehler machen die Identifikation leichter, weil wir selbst ständig an unsere Fehler erinnert werden. Doch das Ziel ist, dass die fehlerhaften Menschen sich von Jesus auf seinen Weg führen lassen, sich an ihm orientieren und so lernen, ihre Fehler zu überwinden.

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