Dienstag, 31. März 2015

Dienstag der Karwoche, 31. März 2015

Um die neunte Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Mt 27,46

Jesus macht sich einen Ruf aus dem 22. Psalm zu eigen. Was er da aber sagt, ist dramatisch, ja unglaublich. Wie kann er, Jesus, der Sohn Gottes von Gott verlassen sein? Aber er muss in die Gottesferne gehen, um dort auch dem letzten Sünder noch zu begegnen. Denn nur in dieser solidarischen Begegnung ist Umkehr möglich.

Montag, 30. März 2015

Montag der Karwoche, 30. März 2015

Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Joh 19,25-27

Die Mutter und der Jünger, in der Stunde der Not sind sie da und Jesus gibt sie einander in Obhut. Er lässt seine Mutter nicht allein zurück und genauso den Jünger. Alle, die beim Kreuz Jesu stehen, wissen, dass sie in der Trauer nicht allein sind, sondern einander geschenkt und aufgegeben.

Sonntag, 29. März 2015

Palmsonntag, 29. März 2015

Es war einige Tage vor dem Osterfest. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte Jesus zwei seiner Jünger voraus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor uns liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht ihn; er lässt ihn bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße einen jungen Esel angebunden, und sie banden ihn los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, den Esel loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier, und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweigen von den Büschen ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!
Mk 11,1-10

Der Esel trägt Jesus in die Stadt, und die Menschen jubeln ihm zu. Sie jubeln ihm zu und streuen grüne Zweige auf den Weg. Aber der Jubel wird bald weichen. Viele haben vielleicht bedauert, dass Jesus angeblich doch nicht erfolgreich ist, andere hatten eigene Vorstellungen von dem, was Jesus tun sollte. Und so sind die Vorstellungen oft anders als die Wege Gottes. Deshalb wendet sich erster Jubel allzu oft in Ablehnung. Doch Gott kann auch das Kreuz zum Leben wenden.

Samstag, 28. März 2015

Samstag der 5. Fastenwoche, 28. März 2015

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Lk 23,39-43

Jesus wird unter die Verbrecher gerechnet und mit ihnen gekreuzigt. Einer der Verbrecher betrachtet ihn als seinesgleichen, doch der andere sieht die Verhältnisse richtig. Jesus ist unschuldig. Weil der Unschuldige mit den Verbrechern in den Tod geht, kann etwas Neues entstehen. Weil der Schächer bereut, gibt es für ihn die Rettung. Jesus nimmt ihn mit sich ins Paradies, so wie alle, die sich an Jesus halten.

Freitag, 27. März 2015

Freitag der 5. Fastenwoche, 27. März 2015

Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.
Lk 23,34

Insgesamt sieben Worte sind überliefert, die Jesus am Kreuz sprach, bevor er starb. Er betet, wie so oft. In der Stunde des Todes bittet er um Vergebung für die Peiniger, die nicht wissen, was sie tun. Sie wissen es auch jetzt noch nicht, sondern gehen weiter ihren Beschäftigungen nach. Sie teilen ihren “Lohn”, nämlich die Kleider und Habseligkeiten der Verurteilten. Wie oft geschieht Böses, dass den Tätern nicht bewusst ist. Jesus aber sieht auch die Schwächen der Täter.

Donnerstag, 26. März 2015

Donnerstag der 5. Fastenwoche, 26. März 2015

14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt
An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.
Joh 19,41-42

Das Grab ist der Ort der Toten, die letzte Ruhestätte. Durch Christus aber ist es auch das Zeichen des neuen Lebens. Das Weizenkorn muss sich selbst aufgeben, aufbrechen, sterben, dann entsteht neues Leben.

Mittwoch, 25. März 2015

Mittwoch der 5. Fastenwoche (Verkündigung des Herrn), 25. März 2015

13. Station: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt
Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz.
Klgl 1,12a

Alles ist Schmerz. Der Leichnam Jesu ist Zeichen des Verlusts. Wie gehen wir heute mit dem Tod um? Viele fliehen davor. Aber eine Gesellschaft, die vor den Toten flieht, muss Angst um ihre Humanität haben.

Dienstag, 24. März 2015

Dienstag der 5. Fastenwoche, 24. März 2015

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
Es war etwa um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei, und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus.
Lk 23,44-46

Jesus stirbt allein. Im Tod ist keiner bei ihm, alle sind sie geflohen. So verlieren die Jünger den Meister. Jesus aber fasst in der Todesangst noch einmal Vertrauen zu Gott, seinem Vater. Er geht den Weg durch die Finsternis der Sünde und des Todes. So bringt er der ganzen Welt das Licht.

Montag, 23. März 2015

Montag der 5. Fastenwoche, 23. März 2015

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt
Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
Lk 23,33-34

Ans Kreuz mit ihm! Schnell wird jemand zum Verbrecher, gerät auf schiefe Bahnen oder wird kriminalisiert. Die Gesellschaft ist schnell da mit Bestrafungen, die aber nichts heilen können. Jesus geht auch zu den Verbrechern.

Sonntag, 22. März 2015

5. Fastensonntag, 22. März 2015

In jener Zeit traten einige Griechen, die beim Osterfest in Jerusalem Gott anbeten wollten, an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.
Joh 12,20-33

Da sind Leute, die Jesus sehen wollen, die sich interessieren. Andreas und Philippus kommen, um von ihrem Erfolg zu berichten. Jesus aber spricht etwas anderem, von seinem bevorstehenden Leiden und Tod. Der Donner zeigt an, dass etwas Großes bevorsteht. Das Bild vom Weizenkorn ist nur scheinbar harmlos. Erst muss alles umgestoßen werden, was wir uns vorgestellt haben. Sonst kann Gott sein Heilswerk nicht beginnen. Fastenzeit bedeutet, sich von vielen eigenen Vorstellungen und scheinbar guten Idealen zu lösen, damit das Reich Gottes sich in mir und durch mich entfalten kann.

Samstag, 21. März 2015

Samstag der 4. Fastenwoche, 21. März 2015

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir.
Ps 22,18

Vor der Hinrichtung wird Jesus bloßgestellt, er soll gedemütigt werden, ehe er am Kreuz stirbt. Heute sind Bloßstellungen an der Tagesordnung. Auf andere wird mit dem Finger gezeigt, die Schwächen hinausposaunt. Internet und mobile Kommunikation bieten unzählige Möglichkeiten, andere durch Bloßstellen hinzurichten. Jesus geht zu denen, die vor der Welt als Verlierer stehen.

Freitag, 20. März 2015

Freitag der 4. Fastenwoche, 20. März 2015

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.
Ps 31,12

Wer dreimal fällt, steht nicht mehr auf, sagt man. Wie viele gibt es, die immer wieder fallen. Wie viele gibt es, die für die anderen schon abgeschrieben sind, bei denen nichts mehr geht, Ausschuss, in der Gesellschaft nicht mehr zu brauchen. Jesus aber steht wieder auf und nimmt so auch die Gefallenen dieser Welt auf seinen Weg mit.

Donnerstag, 19. März 2015

Donnerstag der 4. Fastenwoche (Hl. Josef), 19. März 2015

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!
Lk 22,27-28

Das Leid, das sie sehen, bewegt diese Frauen. Es ist ein Zeichen von Menschlichkeit, sich vom Schmerz anderer berühren zu lassen. Aber es muss noch mehr geben. Worauf kommt es wirklich an? Jesu Leid steht in einem größeren Zusammenhang. Er leidet an der Sünde der Menschen, mit der wir uns oft abgefunden haben. So weist er die Frauen darauf hin: Schaut auf euch selbst!

Mittwoch, 18. März 2015

Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Im Alltag leben wir gut mit der Annahme, die Wirklichkeit, die uns umgibt, sei für alle dieselbe. Das setzt voraus, dass meine Erkenntnis der Wirklichkeit auch entspricht. Wenn das so ist, dann können die verschiedenen Zugänge, etwa naturwissenschaftliche, theologische, philosophische oder praktische, im Grunde nicht widersprüchlich sein, weil sie sich ja auf dieselbe Wirklichkeit richten.

Das ist als Gedanke bestechend und meiner Ansicht nach im Grunde auch richtig. Nichtsdestoweniger ist es problematisch. Denn ganz gleich wie, ich untersuche nie die Wirklichkeit selbst, ja nehme sie auch nicht wahr. Ich nehme meine Perspektive wahr und untersuche ein Objekt, das ich selbst zuerst gesetzt habe. Ein obiectum, lateinisch von obicere, entgegensetzen, ist das mir selbst Gegenübergestellte. Eine Sache kann also erst untersucht werden, wenn ich selbst mit meiner Vernunft (dem intellectus agens, wie die klassische Philosophie sagt) sie mir zum Objekt gemacht habe. Soll aber eine Sache gemeinsam untersucht werden, braucht es auch ein gemeinsames Objekt. Das heißt, wir müssen uns vor der Diskussion schon zumindest im Ansatz einigen, was Gegenstand der Untersuchung sein wird.

Was aber ist die Wirklichkeit? Sicher deckt sie sich nicht mit meiner Wahrnehmung davon, denn es ist klar, dass meine Wahrnehmung sich beständig ändert, wenn ich nach neuen Erfahrungen suche. Aber ich habe die Wirklichkeit nie in anderer Weise, denn als wahrgenommene und reflektierte Wirklichkeit zur Verfügung. Auf den Punkt gebracht hat das George Berkley mit dem Hinweis, Sein ist immer wahrnehmen (esse est percipi), das G.W.F. Leibniz aufgenommen und verfeinert hat mit der Rede von der Apperzeption. Über diese Perzeptionen können wir uns miteinander austauschen und sie vergleichen. Dabei ist aber immer die stillschweigende Voraussetzung gemacht, dass alle Wahrnehmungen derselben Wirklichkeit vergleichen. Das ist strenggenommen ein Postulat, denn beweisen lässt sich das nicht. Es ist allerdings notwendig, weil sonst keine vernünftige Kommunikation möglich wäre.

Es ist also sinnvoll, eine gemeinsame Wirklichkeit anzunehmen, der wir uns auf je verschiedene Weise nähern. Dann und nur dann ist über die unterschiedlichen Zugänge ein vernünftiger Diskurs möglich. Dabei ist aber Behutsamkeit geboten, denn die kritischen Anfragen, die an dieses Konzept gestellt werden, müssen ernsthaft bedacht werden.

Mittwoch der 4. Fastenwoche, 18. März 2015

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf.
Ps 22,7-8

Ein zweiter Fall. Die Zuschauer am Wegrand denken: Wir haben es ja schon gewusst. Er ist selbst schuld, hätte er doch etwas aufgepasst, sich zurückgehalten und nicht provoziert. Abschätzige Vorurteile richten sich oft gegen die Schwächsten, gegen die, die ohnehin schon am Boden liegen.

Dienstag, 17. März 2015

Dienstag der 4. Fastenwoche, 17. März 2015

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Mein Herz denkt an dein Wort: «Sucht mein Angesicht!» Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.
Ps 27,8

Veronika, die aus der Tradition bekannt ist, reicht Jesus ein Tuch, um sich den Schweiß abzuwischen. Sie lässt sich anrühren und möchte etwas für ihn tun. Sie blickt in sein Antlitz und prägt es sich ein. Das Gesicht Jesu am Kreuzweg ist ein zerschundenes, leidendes. Sie sucht den Blick Jesu, auch wenn alle anderen lieber wegsehen.

Montag, 16. März 2015

Montag der 4. Fastenwoche, 16. März 2015

5. Station: Simon hilft Jesus das Kreuz tragen
Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
Mk 15,21

Keiner will mit Jesus solidarisch sein. Daher wird einer gezwungen, der gerade vorbeikommt. Wo sind die, die freiwillig anderen helfen ihr Kreuz zu tragen?

Sonntag, 15. März 2015

4. Fastensonntag, 15. März 2015

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.
Joh 3,14-21

Nikodemus ist ein Pharisäer und Mitglied des Hohen Rates, ein frommer Jude, der an Jesu Botschaft Gefallen gefunden hat. In der Nacht sucht er ihn auf, weil er Angst hat, sein Engagement könnte bekannt werden. In der Nacht erläutert Jesus gewissermaßen sein Programm. Er kommt, um die Welt von der Sünde zu befreien, Versöhnung und Heil zu bringen, alle zu sammeln, die im Guten mit ihm gehen wollen. Die Frage ist: Traut Nikodemus Jesus das zu? Traue ich Jesus zu, dass er mein Leben zum Guten führt?

Samstag, 14. März 2015

Samstag der 3. Fastenwoche, 14. März 2015

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Simeon sagte zu Maria: Er (Jesus) wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird … Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.
Lk 2,34-35

Maria muss das Leid ihres Sohnes machtlos mitansehen. Sie hat für die ganze Welt die Berufung angenommen, die Mutter des Erlösers zu werden, und Jesus zur Welt gebracht. Jetzt steht sie für alle, die mit Jesus gehen und an seinem Weg Anteil nehmen, gemeinsam mit allen, die das Leid derer erleben müssen, die ihnen nahestehen.

Freitag, 13. März 2015

Freitag der 3. Fastenwoche, 13. März 2015

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Doch als ich stürzte, lachten sie und taten sich zusammen. Sie taten sich gegen mich zusammen wie Fremde, die ich nicht kenne. Sie hören nicht auf, mich zu schmähen; sie verhöhnen und verspotten mich, knirschen gegen mich mit den Zähnen.
Ps 35,15-16

Das Kreuz ist schwer und Jesus fällt unter der Last. Niemand fällt gerne. Wer stürzt, macht sich lächerlich. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der Fehler nicht erlaubt sind. Alles und alle sollen perfekt sein. Jesus hat das Reich Gottes verkündet, in dem immer Umkehr und Neuanfang möglich ist. So wie er wieder aufsteht, um das Kreuz weiterzutragen, sollen auch die weitergehen, die ihm nachfolgen.

Donnerstag, 12. März 2015

Donnerstag der 3. Fastenwoche, 12. März 2015

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur so genannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt.
Joh 19,17

Jesus trägt sein Kreuz, wie es damals üblich war, selbst. Er geht seiner eigenen Hinrichtung entgegen. Wer als Christ das Kreuz sieht, kann nicht mehr unbeteiligt bleiben. Jesus hat doch deutlich gesagt: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mk 8,34). Denn „wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht würdig“ (Mt 10,38). Sein eigenes Kreuz annehmen heißt, annehmen was getan und getragen werden muss.

Mittwoch, 11. März 2015

Mittwoch der 3. Fastenwoche, 11. März 2015

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Pilatus ließ, um die Menge zufrieden zu stellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.
Mk 15,15

Jesus wird verurteilt. Ein Urteil ist schnell gefällt, und leicht wird es zur Verurteilung. Ob in den Medien, den Zeitungen, dem Fernsehen, dem Internet oder im privaten Bereich: Oft wird mit dem Finger auf Menschen gezeigt. Der Hohe Rat liefert Jesus aus und Pilatus verurteilt ihn, damit sie einen Schuldigen zu haben. Die ganze Last soll auf ihn abgewälzt werden.

Dienstag, 10. März 2015

Dienstag der 3. Fastenwoche, 10. März 2015

Dann hast du Freude an rechten Opfern, an Brandopfern und Ganzopfern, dann opfert man Stiere auf deinem Altar.

Ps 51,21

Umkehr, Sündenvergebung und innere Erneuerung bringen letztlich Freude. Wenn ich von der Last meiner Schuld befreit bin, kann ich vor Gott hintreten. Dann ist ein echter und gelungener Gottesdienst möglich, dann konnten die Israeliten im Tempel ihre vorgeschriebenen Opfer darbringen, dann können wir heute die Eucharistie feiern.

Montag, 9. März 2015

Die Grundfragen des Menschseins

Theologie muss immer bei den menschlichen Grundfragen ansetzen. Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn des Lebens? So hat Kardinal Franz König diese immer wieder zusammengefasst. Grund-Fragen sind sie deshalb, weil sie dem Menschsein auf den Grund gehen und weil sie jeder Mensch sich selbst immer wieder stellen muss. Man kann sie vorübergehend abweisen, aber nicht vermeiden. Sie drängen sich immer wieder auf.

Woher komme ich? Die erste Frage schließt ein Postulat in sich. Ich bin ein gekommener, ich habe ein Woher, ich habe mich nicht selbst gemacht. Ich verdanke mich anderen, anderen Menschen. Ich habe einen Ursprung, der ich nicht selbst bin. Mein Wissen stammt nicht aus mir, einen kleinen Teil habe ich selbst erfahren, erarbeitet, verstanden, vieles habe ich von anderen gelernt (hoffentlich nicht abgeschrieben). Jede und jeder ist immer schon von anderen her. Im Glauben nennen wir dieses Woher allgemein Gott, aber das ist schon ein Ausgriff auf Thomas von Aquin. Die Rückfrage auf den eigenen Ursprung zeigt, dass dieser Ursprung sich immer entzieht und nur in diesem Modus unserer Erkenntnis zugänglich ist. Ich kann mich zu meinem Ursprung in gewisser Weise verhalten, kann ihn im letzten aber nicht erreichen.

Wohin gehe ich? Das Leben ist immer schon dynamisch. Was heute ist, wird morgen nicht mehr sein. Der menschliche Blick richtet sich nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch nach vorne. Zur menschlichen Erfahrung gehört zentral, dass das Leben immer schon auf eine Ganzheit zugeht. Dann aber richtet sich der Blick immer weiter nach vorne. Die Frage, wohin mein Weg führt, kann nicht damit beantwortet werden, dass es Grenzen in der Frage gibt. Die Frage sprengt den Raum des Empirischen genauso wie die Frage nach dem Ursprung. Auch das Ende entzieht sich.

Was ist der Sinn des Lebens? Sinn ist ein Wort, das Richtung ausdrückt. Der Uhrzeigersinn ist eine uns allen bekannte Richtung. Hat mein Leben überhaupt eine Richtung? Oder geht es ziellos hin und her? Läuft es zyklisch im Kreis? Oder kann ich auf eine Vollendung hoffen? Das hat unmittelbare Relevanz für mein Handeln. Freilich ist die Richtung eines Lebens nicht messbar. Sie besteht nicht zuletzt in meinen Entscheidungen und Motiven. Aber ich kann mich selbst überzeugen, dass mein Leben Sinn hat und nicht einfach Stückwerk bleibt, wenn ich es in dem Sinn haben lasse, der den Glauben erfüllt.

Montag der 3. Fastenwoche, 9. März 2015

In deiner Huld tu Gutes an Zion; bau die Mauern Jerusalems wieder auf!

Ps 51,20

Echte Erneuerung kommt immer von Gott. Ich kann mich bemühen, meine Mauern instandzuhalten, aber wieder aufbauen, was durch Sünde und Unfriede zerbrochen ist, gelingt nur mit der Hilfe Gottes.

Sonntag, 8. März 2015

3. Fastensonntag, 8. März 2015

Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte. Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.
Joh 2,13-25

Der Tempel war für die Juden sehr wichtig als besonderer Ort der Gegenwart Gottes. Das kritisiert Jesus auch gar nicht. Aber er “ereifert sich” für das Haus Gottes. Wir sehen Jesus emotional, wie aufgeregt die herrschende Praxis bekämpft. Es geht nicht um die Religiosität an sich, sondern um die richtige Balance. Nicht die äußeren Riten machen unseren Glauben aus, sondern die innere Haltung und das persönliche Bemühen. Der Gottesdienst muss damit in Einklang stehen. Und das ist eine schwere Aufgabe, wie mir immer wieder bewusst wird. Die Jünger haben das zunächst auch nicht verstanden oder für wichtig gehalten, erst nach der Auferstehung haben sie bemerkt, was es bedeutet, dass Jesus den Tempel wieder aufrichten will. Gott hat ihn, der für uns der Tempel ist, zum neuen Leben auferweckt.

Samstag, 7. März 2015

Samstag der 2. Fastenwoche, 7. März 2015

Schlachtopfer willst du nicht, ich würde sie dir geben; an Brandopfern hast du kein Gefallen.Das Opfer, das Gott gefällt, ist ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen.
Ps 51,18-19

Die verschiedenen Opfertypen sind Teil der Tempelliturgie. Gläubige Juden wussten, was sich zu welchem Anlass gehört. Der Psalm wendet sich nicht gegen die jüdischen Bräuche, sondern gegen eine oberflächliche Religiosität. Es genügt nicht, die vorgeschriebenen Opfer darzubringen, auch wenn die Form stimmt. Es genügt nicht, am Sonntag die Eucharistie mitzufeiern, wenn ich nicht im Geist und im Herzen bereit bin, mein Leben an Gott auszurichten.

Freitag, 6. März 2015

Freitag der 2. Fastenwoche, 6. März 2015

Herr, öffne mir die Lippen und mein Mund wird deinen Ruhm verkünden.
Ps 51,17

Echter Lobpreis muss von innen kommen, sonst ist er lieblos. Ein liebloser Gottesdienst tut nicht gut, umgekehrt ist ein echtes, ganz und gar ehrlich gemeintes Gebet eine Wohltat. Das ist ein Geschenk, dass ich annehmen muss. Wenn ich mich nicht darauf einlasse, bleibe ich selbst an der Oberfläche. Fastenzeit heißt, in die Tiefe des Gebets eintauchen.

Donnerstag, 5. März 2015

Donnerstag der 2. Fastenwoche, 5. März 2015

Befrei mich von Blutschuld, Herr, du Gott meines Heiles, dann wird meine Zunge jubeln über deine Gerechtigkeit.
Ps 51,16

Wer daran schuld ist, dass ein unschuldiger zu Tode kam oder wer jemanden getötet hat, obwohl ein Ausgleich ohne Blutvergießen möglich war, hat Blutschuld auf sich geladen. Oft passiert etwas durch Unachtsamkeit oder weil ich im Moment nicht über die Folgen nachgedacht habe. Dieser Vers bittet Gott, mich vor der Unachtsamkeit zu bewahren und auf den rechten Weg zu führen. Das ist die wahre Gerechtigkeit: das Heil von Gott zu empfangen und nicht bei sich selbst zu suchen.

Mittwoch, 4. März 2015

Mittwoch der 2. Fastenwoche, 4. März 2015

Dann lehre ich Abtrünnige deine Wege und die Sünder kehren um zu dir.
Ps 51,15

Wer Umkehr positiv erfahren hat, kann auch anderen ein Beispiel geben und ein gutes Wort sagen. Es ist nicht leicht zu sagen: Hier bist du am falschen Weg. Und doch ist es oft nötig. Eine gute Freundschaft eröffnet den Raum, auch in aller Freiheit und ohne zu verletzen auf Fehler hinzuweisen.

Dienstag, 3. März 2015

Dienstag der 2. Fastenwoche, 3. März 2015

Mach mich wieder froh mit deinem Heil mit einem willigen Geist rüste mich aus!
Ps 51,14

Sich führen lassen bedeutet nicht, unfrei zu sein. Wenn ich den Geist Gottes in meinem Leben zulasse, bin ich frei für das Gute und werde es gerne tun. Echte Freude kommt aus einem guten und gelungenen Miteinander der Menschen untereinander und mit Gott.

Montag, 2. März 2015

Montag der 2. Fastenwoche, 2. März 2015

Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir!
Ps 51,13

Die Sünde nimmt mich aus der Gemeinschaft mit Gott heraus. Diese Gemeinschaft ist aber für mein geistliches Leben überlebenswichtig. Sie kann nur gelingen, wenn ich zulasse, dass der Geist Gottes mich führt.

Sonntag, 1. März 2015

2. Fastensonntag, 1. März 2015

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.
Mk 9,2-10

Der Berg ist Ort der Gottesbegegnung. Das wissen heute viele Menschen, die gerne auf Berge gehen. Zur Zeit Jesu war das auch bekannt, deshalb geht Jesus mit einigen Jüngern auf den Berg, um sich zurückzuziehen und Gott, dem Vater nahe zu sein. Dort erfahren die Jünger etwas von der Sendung Jesu, obwohl sie es noch nicht verstehen . Er ist gekommen, um die Botschaft des Alten Bundes zu erfüllen. Diese wunderbare Erfahrung wollen sie festhalten, aber sie müssen in den Alltag zurück, weil Jesus nur dort seine Sendung verwirklichen kann. Manchmal strahlt im Alltag auf wunderbare Weise das Wirken Gottes auf.