Donnerstag, 30. April 2015

Ist Gott grausam?

Wie kann es sein, dass Gott die Opferung eines Kindes verlangt? Im Buch Genesis (22,1-19) wird davon erzählt, Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern. Aber wie kann das sein? Gott schenkt ihm den lange ersehnten Sohn, und dann will er ihn zurück haben? Muss man für Gott auf das Liebste verzichten? So wird diese schwierige Perikope oft verstanden und kritisiert. Hier sei doch von einem Gott die Rede, der selbst ein Gewalttäter ist, der Blut fließen sehen möchte. Und dann überlegt er es sich im letzten Moment anders, ist also nicht einmal konsequent.

Vielleicht aber macht eine andere Lesart verständlicher, worum es in dieser wohl sehr alten Erzählung geht. Abraham ist ein gläubiger Mensch, ein Frommer, der in seinem Bemühen, mit Gott im Reinen zu sein, ein Vorbild ist. Er versucht, Gott richtig zu verstehen. Eines Tages hört er, Gott möchte, dass er ihm nichts vorenthalte, auch das nicht, was ihm selbst am wichtigsten ist. Und das kann nur sein Sohn sein, auf den er alle seine Hoffnungen gesetzt hat. Dann denkt er sich: bei den anderen Völkern gibt es das. Sie opfern ihre Erstgeborenen, wenn sie besonders fromm sind. Deren Götter brauchen das, vielleicht ist das bei meinem Gott auch so. Er packt alles zusammen und geht weit weg.

Da wird nicht viel geredet. Es gibt nur die besorgten Fragen des Isaak: Warum haben wir alles mit, nur kein Opfertier? Das braucht man doch. Abraham sagt: Gott wird sich das Opfer aussuchen. Dann legt er ihn zurecht und meint, das muss wohl richtig sein, Gott verlangt den Sohn. Dann aber sagt Gott: Nein! Du sollst ihn nicht töten. Und das heißt: Gott will keine Menschenopfer. Er will, dass wir die anderen nicht für uns beanspruchen, auch die eigenen Kinder nicht. Aber opfern sollen wir sie nicht, sondern mit ihnen gemeinsam Gott begegnen. Denn anders als die anderen Völker das damals sehen, ist Gott für die Menschen da und nicht umgekehrt.

Das Opfertier für den Gottesdienst schickt Gott selbst. Er ist gewissermaßen wie ein Gast, den ich zum Festmahl einlade, und der nicht nur sein eigenes Essen mitbringt, sondern das Festmahl für alle.

Mir scheint, Abraham hat falsch verstanden, worum es geht. Und die Erzählung möchte alle, die das auch so verstehen, mitnehmen, damit sie besser verstehen, worauf es wirklich ankommt.

Montag, 13. April 2015

Können wir alles selbst?

Warum ist Barmherzigkeit wieder verstärkt ein Thema der Verkündigung geworden?

Papst Franziskus hat ein Heiliges Jahr als „Jubiläum der Barmherzigkeit“ ausgerufen. Er setzt fort, was Johannes Paul II. begonnen hat.

Inspiriert von den Visionen der Faustyna Kowalska widmete er schon seine zweite Enzyklika „Dives in Misericordia“ (1980) dem Thema und führte im Jahr 2000 die Feier des „Sonntags der Barmherzigkeit“ ein.

Das ist sozusagen die äußere Geschichte.

Es gibt aber auch innere Gründe. Oft gilt das menschliche Können als das höchste Maß aller Dinge. Wir können alles selbst und brauchen keine Hilfe von anderen oder „von oben“.

Barmherzigkeit, Erbarmen meint die liebevolle Zuwendung Gottes zu den Menschen. Aber ist das nicht zu emotional? Wollen wir nicht lieber etwas Sicheres, auf das wir uns verlassen können?

Die Sicherheit, dass wir alles selbst können, ist fragwürdig geworden, durch die beiden Weltkriege und in letzter Zeit durch viele Kriege in unserer Nähe, Terroranschläge, die wirtschaftlichen Krisen oder die Umweltzerstörung.

Diese Erfahrungen haben das Bewusstsein dafür wachsen lassen, dass Friede und Glück immer Geschenk sind.

Sonntag, 5. April 2015

Ostersonntag, 5. April 2015

Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer könnte uns den Stein vom Eingang wegwälzen? Doch als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.
Mk 16,1-7

Die Frauen wollen ihre Liebespflicht an Jesus erfüllen. Sie gehen zum Grab, um ihm die letzte Ehre erweisen, so früh wie möglich. Doch Gott hat schneller gehandelt. Das leere Grab wird zum Zeichen des Lebens, das aber erst verständlich wird, als der Engel es erklärt. Die Jünger sollen aufbrechen nach Galiläa, um Jesus dort zu treffen. Wir dürfen nicht am Karsamstag hängen bleiben, sondern sind gerufen Ostern zu feiern, damit wir mutig und gestärkt in die Welt gehen können. Halleluja, Jesus lebt!

Samstag, 4. April 2015

Karsamstag, 4. April 2015

Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde, ging Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten. Pilatus war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei. Als der Hauptmann ihm das bestätigte, überließ er Josef den Leichnam. Josef kaufte ein Leinentuch, nahm Jesus vom Kreuz, wickelte ihn in das Tuch und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war. Dann wälzte er einen Stein vor den Eingang des Grabes. Maria aus Magdala aber und Maria, die Mutter des Joses, beobachteten, wohin der Leichnam gelegt wurde.
Mk 15,42-47

Eigentlich ist Pilatus schon wieder zur Tagesordnung übergegangen. Da kommt ein Jude und fragt, ob der den Leichnam Jesu haben darf. Noch einmal, durch seinen schnellen Tod dringt er in Pilatus’ Bewusstsein ein. Josef von Arimathäa hat Mitleid mit Jesus und bemüht sich, das Gesetz des Alten Bundes einzuhalten. Dem Toten gebührt ein Begräbnis. Wer die Toten nicht achtet, wird auch vor dem Leben bald keine Achtung mehr haben. Und so ist Jesus im Tod mit allen solidarisch, die gestorben sind. Er teilt das Schicksal des Grabes.

Freitag, 3. April 2015

Karfreitag, 3. April 2015

Es war etwa um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei, und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus.
Lk 23,44-46

Zuerst scheint es nur klein, unbedeutend, bedauerlich. Da ist wieder einer unter den vielen Verurteilten, der am Kreuz leidet und bald sterben wird. Doch das Geschehen geht viel weiter, es nimmt alle Menschen und alle Geschöpfe mit hinein. Jesus legt sein Leben, seinen Geist in die Hand des Vaters und damit beginnt etwas Neues. Der Vorhang im Tempel reißt, und das Allerheiligste, das vom Vorhang bisher geschützt war, ist jetzt für alle sichtbar. Gott hat alle Menschen wieder in seine Gemeinschaft gerufen, damit er ihnen neues Leben schenken kann.

Donnerstag, 2. April 2015

Gründonnerstag, 2. April 2015

Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
Joh 19,30

Die Kraft Jesu ist am Ende. Er stirbt früher als erwartet. Der Tod ist die Vollendung seines irdischen Weges, nicht der Abbruch. Jesus ist bis ans Kreuz gegangen, sein Weg ist vollbracht. Jetzt ist die Zeit für die Stille des Karsamstags.

Mittwoch, 1. April 2015

Mittwoch der Karwoche, 1. April 2015

Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
Joh 19,28-29

Jesus ist durstig. Das ist eine ganz menschliche Regung. Sie gaben ihm Essig zu trinken, denn er sollte nicht verdursten, sondern langsam und qualvoll am Kreuz sterben. Wer die Bibel kennt, wird an den Psalmvers erinnert: “Sie gaben mir Gift zu essen, für den Durst reichten sie mir Essig” (Ps 69,22). Jesus ist ganz unten angekommen. Nur mehr die Peiniger sind da. Aber er geht auch zu denen, die gegen ihn sind, ja ihm Böses wollen.