Donnerstag, 17. Juli 2014

Nur wer Fragen hat, kann auch glauben

Augustinus schreibt: “Die Menschen können fragen” (homines autem possunt interrogare, Conf X,6,10), was hinter den Dingen liegt. Sie können, aber sie müssen nicht. Deshalb gibt es auch keine Garantie, dass alle Menschen die Schönheit der Schöpfung erkennen oder gar aus der Schöpfung zum Glauben kommen. Aber zum Glauben kommen nur die, die Fragen haben und sich mit den Antworten auseinandersetzen, heißt es weiter: “Sie antworten nur dem Frager, der auch Urteil hat” (nec respondent ista interrogantibus nisi iudicantibus). Glaube gibt es also immer nur dort, wo es auch Fragen gibt und die Auseinandersetzung mit diesen Fragen möglich ist.

Vor wenigen Wochen ist ein Mann gestorben, der mich tief beeindruckt hat. Er hatte viele Fragen und hat sie auch gestellt. Ja er hat sie so lange gestellt, bis ihm ein Vertreter der Kirche gesagt hat, er möge aufhören zu fragen. Fragen sind nicht immer angenehm, aber sie sind wichtig, ja unverzichtbar. Die Zukunft der Kirche und die Zukunft der Menschheit hängt davon ab, dass viele Menschen ihre Fragen stellen und sich damit auseinandersetzen. Der christliche Glaube hält das aus, er ist nämlich auf den Verstand ausgerichtet. Das zeigt sich in der Heiligen Schrift oft, wenn die Israelten mit Gott diskutieren oder die Jünger mit Jesus.

Es gibt keinen Grund, Angst vor Fragen zu haben. Der eigentliche Fehler passiert dann, wenn jemand aus Angst, Unwissenheit oder Faulheit Fragen übergeht oder verbietet. Das ist des Glaubens unwürdig.

Montag, 14. Juli 2014

Wer glaubt wird selig

Für gewöhnlich verwendet man diese Redewendung, um Menschen als leichtgläubig hinzustellen. Das wahre Ziel ist zu wissen. Wer aber etwas nicht weiß, und es doch glaubt, wenn es ihm gesagt wird, der befindet sich in einem Zustand seliger Dummheit oder auch dummer Seligkeit. Er ist glücklich mit dem, was er zwar nicht weiß, aber trotzdem akzeptieren kann.

Doch ist dieser moderne Alltagssprachgebrauch nicht besonders genau, ja auch nicht richtig. Dabei werden nämlich sowohl der Gebrauch des Wortes glauben als auch des Adjektivs selig verkürzt. Denn glauben bedeutet nicht nur, einen Sachverhalt als richtig annehmen, den ich nicht weiß oder nicht wissen kann. Vielmehr hängt glauben immer mit vertrauen zusammen. Ich kann dir glauben, weil du mir vertrauenswürdig erscheinst. Erst dann kann ich etwas glauben. Und unser ganzes Leben funktioniert nicht, wenn ich nicht willens bin, anderen zu glauben, den Eltern, den Lehrern, anderen Menschen. Das aber ist kein Akt von Schwäche, sondern von Vertrauen und echter Menschlichkeit. An Gott zu glauben heißt, ein Vertrauen in den Ursprung zu haben, der alles trägt. Nur wer solches Grundvertrauen hat, wird auch den Glauben finden. Deshalb sagt die Theologie, der Glaube ist eine Gnade. Er gelingt nur denen, denen es geschenkt ist.

Was selig sein bedeutet, davon lässt sich etwas erahnen in Momenten des Glücks. Freilich lässt sich ein ähnliches Gefühl auch billiger haben, wenn die Stimmung gut ist, gute Emotionen sich entladen konnten, bei Musik oder auch im Alkohol- oder Drogenrausch. Aber diese Seligkeit ist sehr vergänglich. Sie ist am Morgen wieder vorbei. Ihr fehlt die Beständigkeit. Und so kann ich mich zwar über Unwissenheit hinwegtäuschen mit einfachen Botschaften - und viele Diktatoren haben sich dieser Methode bedient, um Menschen zu verführen - aber es wird sehr bald klar, was eigentlich wichtig ist. Und so kann eine Selbsttäuschung auch zu einer Art Glücksgefühl führen, aber es ist kein echtes Glück, sondern ebenso nur ein vorgetäuschtes.

Wer wirklich glaubt, weil er vertrauen kann, der weiß hingegen auch, dass echter Glaube nicht gegen das Wissen steht, sondern zur Versöhnung mit dem Wissen gelangen will und wird. Wer so glaubt, wird auch selig, weil er ein offenes Herz für die Menschen hat. Nur auf die Weise gelangt er zum Guten.

Dienstag, 8. Juli 2014

Medium und Message

The medium is the message, so sagt man oft heute, in einer Zeit, in der Medien jeder Art eine überragende Rolle spielen. Das Zitat, das von Marshall McLuhan stammt, weist auf etwas Zentrales hin. Was ausgesagt werden soll, lässt sich von der Art der Aussage nie völlig trennen. So ist es nicht gleich, ob ich mit der Füllfeder einen Brief schreibe, ein e-Mail oder eine Kurznachricht, ob ich jemandem ein Post-It an die Tür hefte oder eine Nachricht hier über diesen Blog verbreite. Selbst wenn der Text der gleiche wäre, wäre die Botschaft anders. Trotzdem gibt es auch mediale Formen, die nichts anderes als Hülsen sind. Das merkt man, wenn sie Inhalte transportieren, die keine Botschaft enthalten. Dann mag zwar die Form schön sein, aber ansprechend ist sie trotzdem nicht.

Auch das Christentum hat eine Message, das Evangelium, die Frohe Botschaft von Jesus Christus. Er selbst ist der Überbringer des Evangeliums von Gott und der Inhalt. Dieser Mittler ist selbst seine Botschaft. Die Christen wieder sollen das Evangelium in die Welt weitertragen. Dabei ist es wesentlich, dass Botschaft und Medium zusammenpassen. Die Verkündigung gelingt nur denen, die selbst von Jesus ergriffen sind, so wie Paulus von sich selbst schreibt. Das Evangelium wird man nur denen Glauben, denen es damit auch spürbar ernst ist.

Ist also die Krise der Kirche eine Krise der Verkündigung und ihrer Methoden? Nein, denn Methoden hatten wir noch nie so viele. Ja, denn wenn die Christen selbst die einzig überzeugende Methode sein können, dann müssen sie sich selbst kritisch fragen, wie ernst es ihnen mit ihrem Glauben ist.