Die
Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten sind in der katholischen
Liturgie traditionell mit der Erwartung des Heiligen Geistes verbunden,
sie dienen sozusagen der Vorbereitung auf das Pfingstfest. Fünfzig Tage
nach Ostern, am jüdischen Schawuot oder Wochenfest, feiern Christen
Pfingsten, pentekoste heißt
griechisch der fünfzigste (Tag). An diesem Tag kam, so erzählt die
Apostelgeschichte, der Heilige Geist auf Maria, die Apostel und einige
andere herab. Vom Geist getrieben stießen sie die verschlossenen Türen
auf und verkündeten Christus allen Menschen in Jerusalem, also konkret
den Juden aus aller Welt.
Das
Thema könnte dazu verleiten, lang und ausführlich weiterzuerzählen, wie
der Heilige Geist in den Frühzeiten der Kirche gewirkt hat, oder was
sich in der Bibel alles dazu findet. Vielleicht hole ich das bei
Gelegenheit nach. Hier aber soll etwas anderes im Mittelpunkt stehen.
Ich bin nämlich der Überzeugung, dass der Heilige Geist auch heute wirkt
und überdies meine ich, dass alle dieses Wirken erleben können. Wie
aber wirkt der Geist in allen Menschen oder zumindest in allen
Getauften?
Heutzutage
wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass Menschen selbstverantwortlich
und selbstbefähigt sind. Ich kann und soll alles selbst entscheiden,
selbst durchführen, niemand kann mich zwingen. Jeder Gedanke, dass Gott
in mein Leben eingreift oder hier auch nur irgendwie einwirkt, scheint
mich schwach zu machen. Deshalb ist die ganze traditionelle Gnadenlehre
in Verruf geraten, weil sie angeblich die Menschen nur schlecht redet.
Völlig deplatziert scheint daher auch eine Strophe aus der Pfingstsequenz (12. Jh., Stephan Langton zugeschrieben):
Sine tuo numine Ohne dein lebendig Wehn
Nihil est in homine, Nichts im Menschen kann bestehn,
Nihil est innoxium. Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.
Freilich ist es nicht so, dass der Mensch von sich aus nur sündigen kann, alles andere aber ein anderer für ihn tun muss. Der Mensch an sich wäre also nur schlecht. Das würde der bleibenden Zusage Gottes an die Schöpfung widersprechen: “Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und es war sehr gut” (Gen 1,31). Und doch sagt die menschliche Erfahrung, dass das radikal Gute für Menschen schwer zu erreichen ist. Viel zu viele Irrwege, Ablenkungen und auf alle Fälle ständig der Blick auf mich selbst halten mich davon ab, dass das Gute gelingt. Dann aber gelingt es mir doch, oft völlig unerwartet und nur, weil mir irgendetwas zugeflogen ist, mir jemand geholfen hat oder etwas wider erwarten einfach gegangen ist. So wirkt der Heilige Geist, unerwartet und doch spürbar.
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