Ein
Vortrag über die trinitarische Dimension des christlichen Betens und
der Liturgie gibt mir Gelegenheit, über etwas vermeintlich
Selbstverständliches nachzudenken. Katholische Christen (und soweit ich
weiß alle Christen, die sich auf die lateinische Tradition berufen)
machen ein Kreuz über den Körper und sagen dazu: “Im Namen des Vaters
und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.” Mit den Fingern der
rechten Hand berührt man dazu die Stirn, die Brust, die linke und die
rechte Schulter. Das heißt in der lateinischen Tradition das große
Kreuzzeichen.
Wenn
ich ein Kreuz am Körper trage oder ein Kreuzzeichen mache, dann stelle
ich damit mich selbst leiblich, also voll und ganz unter dieses Zeichen
des Kreuzes. Ich möchte das Kreuz als Zeichen über mein ganzes Leben
machen, weil es der Sieg über den Tod und die Sünde ist. Wenn ich das
Kreuz zum Zeichen meines Lebens mache, ist das ein besonderer Akt der
Christusnachfolge. Damit das aber gelingt, muss dieses Zeichen
überzeugend sein. Der ganze Leib soll deutlich und bewusst unter diesem
Zeichen stehen. Es genügt also nicht, schnell und flüchtig die Stirn und
dann dreimal mehr oder weniger dieselbe Stelle zu berühren. Das Kreuz
soll bewusst gesetzt meinen ganzen Körper umspannen, so wie Christus
mich mit meinem ganzen Leben in sich aufnimmt.
Gar
nicht selbstverständlich ist die Verbindung mit der Anrufung des
dreifaltigen Gottes, zumindest auf den ersten Blick. Ist es nicht
Christus, der ans Kreuz geht? Möchte ich nicht wie Jesus leben? Wieso
ist dann vom Vater und vom Geist die Rede? Wer das neue Testament genau
liest bemerkt, dass Kreuz und Auferstehung dort immer als eine Sache
gezeigt wird, die Gott ganz angeht. Jesus bittet den Vater, den Kelch
von ihm zu nehmen, erklärt zugleich aber die Bereitschaft, den Willen
des Vaters zu tun. Jesus ist der Träger des Heiligen Geistes schlechthin
und geht als solcher in den Tod. Am Morgen des ersten Tages der Woche
wird er vom Vater im Geist zum Leben auferweckt. Und das alles
geschieht, damit wir im Geist leben und zur Gemeinschaft des
Dreifaltigen gelangen können.
Wer
ein Kreuzzeichen macht bekennt, dass nur im Kreuz das Heil der Welt
ist, weil wir Menschen durch das Kreuz erlöst worden sind und nur durch
das Kreuz zu Gott gelangen können.