Montag, 10. November 2014

Das Wort Gottes und die Bibel

Am Ende einer Lesung heißt es: “Wort des lebendigen Gottes”. Weil wir von der Inspiration durch den Heiligen Geist ausgehen, nennen wir die Bibel Heilige Schrift. Was aber bedeutet Inspiration und wie könnten wir uns das Wirken des Geistes vorstellen?

Wenn man davon ausgeht, dass der Bibeltext sozusagen vom Heiligen Geist diktiert wurde und der Schreiber (Schreiberinnen vermutlich selten) einfach Wort für Wort mitgeschrieben hat, spricht man von Verbalinspiration. Dann ist jedes Wort unanfechtbar, ja sogar jeder Buchstabe, wie das etwa die Kabbalisten annehmen. Dann ist das Wort Gottes mit den Worten der Bibel identisch. Wenn ich dann etwas nicht verstehe, ist das allein meine Schuld. Ich muss mich einfach mehr bemühen oder die richtigen Leute fragen.

Wenn man aber davon ausgeht, dass Menschen von etwas erzählen, das von Gott gewirkt wurde, dass also die Geschehnisse mehr erzählen, als wir auf den ersten Blick vermuten, nennt man das Realinspiration. Die Israeliten sind durch das Rote Meer gezogen und haben dabei erfahren, dass Gott sie aus der Gefangenschaft führt. Davon erzählen sie. Die Aufgabe der Interpretation ist dann, Ereignisse als Wirken Gottes an seinem Volk zu verstehen.

Wirkt der Heilige Geist aber auf den Schreibenden selbst (und im übrigen auch auf die Lesenden), dann ist von Personalinspiration die Rede. Dann ist Inspiration ein dialogischer Vorgang zwischen Gott und Menschen. Wenn andere diese Texte lesen, dann ist ihre Aufgabe, sich sozusagen am Dialog zu beteiligen, wozu der Heilige Geist auch hilft. Das heißt aber, die Schrift als Wort Gottes zu lesen, ist nur im Glauben möglich - und das gilt jedenfalls auch für die anderen beiden Modelle.

Das Zweite Vatikanische Konzil favorisiert die letzte Vorstellung, das Erste Vatikanische Konzil und das Konzil von Trient lassen die Frage offen. Die Rede der Personalinspiration ist deshalb von Vorteil, weil sie Inspiration als einen lebendigen Vorgang fasst und weil sie manche Widersprüche schon im Ansatz verhindert. Was mit den anderen Vorstellungen gesagt werden möchte, dass sich Gott untrüglich in der Schrift mitteilt, das ist dabei auch aufgenommen. 

Sonntag, 2. November 2014

Wie soll man sich die leibliche Auferstehung vorstellen?

Als Christen glauben wir, dass wir einmal mit Leib und Seele auferstehen werden. Aber wir wissen nicht, wann, wo und wie das genau sein wird. Nicht nur ein geistiges Prinzip oder sozusagen die Software, die den Körper steuert, wird zur Auferstehung kommen, sondern das ganze Menschsein wird neu werden. Die Kirche glaubt also, dass die Auferstehung auch eine Erneuerung des Leibes bedeutet.
Leib ist mehr, als das Fleisch und die Knochen. Mein Leib verändert sich im Lauf des Lebens. Körperzellen sterben ab, neue entstehen, mein Aussehen wandelt sich. Durch meinen Leib bin ich ein Teil der Welt und gehöre zu ihrer Geschichte.
Werde ich im Himmel alt oder jung sein? Manchmal findet man die Vorstellung, ich würde mit dem Leib von 33 Jahren auferstehen, dem Alter Christi. Das ist ein Bild. Leibliche Auferstehung meint Begegnung mit Gott, mit meinem ganzen Leben, meiner Geschichte und meinen Beziehungen, ganz neu in einer ganz neuen Welt, nicht alt oder jung, sondern in der Fülle des Lebens.