Die
Entwicklung einer theologischen Sprachlehre ist ein Desiderat. Aber sie
ist notwendig, weil sie helfen kann, eine Not der Kirche und des
Glaubens heute zu wenden: die Sprachlosigkeit. Die Verkündigung der
Kirche gelangt nicht bis zu ihren Adressaten, weil sie nicht verstanden
wird. Die Theologie löst Kopfschütteln aus, weil ihre Sprache jenseitig
scheint. Daran ändert es auch nichts, dass Unmengen an Papier bedruckt
und Legionen von Websites befüllt werden. Und es tröstet auch nicht,
dass es in allen anderen Bereichen der Gesellschaft ähnlich aussieht.
Obwohl sehr viel geredet und geschrieben wird, haben wir sehr oft den
Eindruck, viele hätten nichts mehr zu sagen und würden schon gar nichts
verstehen.
Es
gibt eine Vielzahl von Formen, den Glauben zur Sprache zu bringen:
Gebet, Zeugnis, Verkündigung, Katechese, Theologie, um nur einige zu
nennen. Die Formen gehen ineinander über, aber es tut nicht gut, wenn
sie vermischt oder gar verwechselt werden. Theologie ist nicht
Verkündigung, aber beide brauchen einander. Wer Theologie treibt kann
nicht zuerst fragen, wie kann ich diese Theologie gewissermaßen am
besten verkaufen, sondern muss danach trachten, sachgerecht nach
Antworten zu suchen. Der theologische Diskurs braucht einen geschützten
Raum, damit er sich entfalten kann. Aber man darf nicht bei einem
Binnendiskurs stehen bleiben, der sich gegen jede Einmischung von außen
immunisiert. Was in diesem Raum wächst, muss auch hinausgepflanzt
werden, um sich den Anfragen der Zeit zu stellen. Wer hingegen
verkündigt, muss zuerst auf die Fragen der Menschen achten, sonst kann
es sein, ja ist sogar sehr wahrscheinlich, dass die gegebenen Antworten
ins Leere gehen. Eine solche Verkündigung wird kein Interesse finden -
und das zurecht, denn sie ist “tönendes Blech”. Dann hilft auch die
Klage nichts, dass angeblich heute kein Interesse am Glauben bestehe.
Daran ist eine solche Verkündigung selbst schuld. Aber auch eine
gelingende Verkündigung muss immer fest in der Theologie verankert sein,
damit sie nicht versandet, sondern wirklich den Glauben ins Wort
bringt, nicht sich selbst.
Theologische
Sprache ist nie nur denotativ, als ob sie nur ewige, unveränderliche,
wahre Sätze in einem logischen Puzzle zu verknüpfen hätte. Sie hat immer
eine performative Ausrichtung, muss die Glaubensrede ins Heute
übersetzen. Denn Theologie hat es mit dem Glauben zu tun, der meine
eigene, existentielle Antwort auf die Anrede Gottes an mich ist, hier
und heute. Daher kann die Theologie nicht bei einer sterilen, im Labor
entwickelten Antwort stehen bleiben. Das macht sie anspruchsvoller. Sie
muss immer nach dem Konkreten Fragen. Sie geht auch vom Konkreten aus,
von Jesus, den wir als den Christus bekennen, den Sohn Gottes, der uns
den Geist gesandt hat. Spürt man diesen Heiligen Geist in unserer
theologischen Sprache?