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In einem Interview zu meinem neuen Buch “Leben nach dem Tod” habe ich gesagt: “Wir dürfen hoffen, dass die Hölle leer ist.” Dieser Satz hat den Titel für das Interview abgegeben und einige Reaktionen hervorgerufen. Eine Wiener Tageszeitung hat die Aussage als Zitat zum Tag gebracht, verbunden mit meiner Anmerkung, wonach die Lehre von der Hölle uns den Ernst der freien Entscheidungen vor Augen führen soll. Dann haben mich aber kritische Stimmen erreicht, die meinten, ich würde die Hölle leugnen. Ist es nicht unerheblich, was ich tue, wenn Gott mich ohnehin rettet?
Wir dürfen und sollen hoffen, dass die Hölle leer ist. Dieser Gedanke ist für Theologinnen und Theologen nicht gerade neu. Ich habe ihn nicht selbst entwickelt, sondern von Hans Urs von Balthasar übernommen, dem großen Schweizer Theologen, der im Jahr 1988 starb. Im Zuge einer konservativen Balthasar-Renaissance der letzte Jahre und Jahrzehnte wird dieser Punkt kritisch gesehen. Ich fürchte, sein Anliegen wird dabei ähnlich missverstanden, wie meines.
Frage: Ist die Hölle also leer? Antwort: Das weiß ich nicht. Es steht mir auch gar nicht zu, das zu wissen. Denn die Entscheidung darüber, wer gerettet wird und wer verloren ist, steht mir nicht zu, sondern ausschließlich Gott selbst. Ich kann mich nur mit all meinen Kräften bemühen, Gott, der mich zuerst schon angesprochen hat, in meinem Leben zu antworten. Die Lehre von der Hölle sagt: Es ist möglich, sich Gott zu verweigern, zu seinem Ruf endgültig und abschließend nein zu sagen. Im Glauben weiß ich also, dass es die Hölle gibt.
Ich kann also über die Hölle als Möglichkeit für mich selbst nachdenken. Für alle anderen soll ich für deren Heil hoffen. Ein großes Vorbild dafür ist etwa die kleine hl. Theresia von Lisieux, die für einen verurteilten Mörder gebetet hat, dass er sich bekehren und seine Taten bereuen möge. Als er dann kurz vor seiner Hinrichtung das Kreuz des Priesters in die Hand nahm und es küsste, hat sie geweint vor Freude. Die Möglichkeit der Hölle sollen ernst genommen werden, keine Frage. Was aber ist stärker: Unsere Möglichkeit zu sündigen, oder Gottes Möglichkeit, uns in Christus zu erlösen? Wer auf die Hölle für andere hofft, traut Gott die Erlösung nicht zu.
Im Übrigen fasziniert mich, beim Beten des Rosenkranzes, das kleine Fatima-Gebet, das sich bei uns nach dem Ehre sei dem Vater eingebürgert hat:
O mein Jesus, verzeih uns unsere Sünden!
Bewahre uns vor dem Feuer der Hölle!
Führe alle Seelen in den Himmel,
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen.
Niemand möchte verloren gehen, davon bin ich überzeugt. Und uns Christen steht es gut an, für alle Menschen zu beten, besonders für die, die es am meisten brauchen. Ich hoffe, dass ich zu denen gehöre, für die das normale Maß an Gebet genügt, aber ohne Barmherzigkeit, werde ich die Seligkeit sicher nicht erreichen. Das sollten die nie vergessen, die die Hölle lieber nicht leer haben wollen.