Für viele ist der Advent heuer eine besonders stille Zeit. Das Covid19 Virus hat die ganze Welt in eine Krise gestürzt, unsere Regierung hat drastische Maßnahmen gesetzt. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften haben gemeinsame Gottesdienste ausgesetzt, freiwillig, allerdings nicht auf eigene Initiative, sondern auf dringende Bitte der Regierung. Von uns Gläubigen wird viel verlangt. Wer allerdings selbst durch das Virus erkrankt ist oder Erkrankte kennt, weiß, dass Corona zu einer schweren Erkrankung führt, von der sich auch junge Menschen nur langsam erholen. Von den Älteren will ich gar nicht reden.

Wenn man zu Hause sitzt, weil man das Haus nicht verlassen darf, kommen Zweifel, gerade im Advent, wo wir doch viel lieber unterwegs wären, Freunde treffen würden, Weihnachtsmärkte oder Punschstände besuchen, die Rorate feiern und vieles andere mehr. Der Adventkranz steht zu Hause. Wie steht es aber mit der Segnung? Muss er heuer ohne Segen auskommen so wie ich selbst ohne Gottesdienst auskommen muss? - Halt, hier liegt ein Missverständnis vor! Dass die Sonntagsmesse nicht wie gewohnt stattfinden kann, bedeutet nicht, dass kein Gottesdienst gefeiert wird.
Sicher ist die gemeinsame Eucharistiefeier Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens. So erfahren wir sie auch. Aber darin erschöpft sich weder der Gottesdienst noch das kirchliche Leben. Es gibt auch viele Gottesdienstformen, wir selbst feiern können, in der Kirche, die ja offen sein soll, oder zu Hause. Die ganz alte Tradition der Hausgottesdienste hat gerade im Advent ihren guten Platz. Dabei kann auch die Familie selbst den Adventkranz segnen. Der Segen kommt nämlich von Gott, gleich ob der Papst Stadt und Erdkreis segnet, ein Priester Weihwasser verteilt oder eine Mutter ihrem Kind ein Kreuz auf die Stirn macht. Deshalb hält auch das Gotteslob, das offizielle Gebet- und Gesangsbuch, unter der Nummer 24 ein Modell für die Segnung des Adventkranzes zu Hause bereit. Zu Hause darf dabei auch gesungen werden. Wer Weihwasser zu Hause hat, kann das auch verwenden.
Die Heiligung des Tages geschieht durch das Stundengebet, morgens, mittags, abends, nachts. Jeder kann selbst Teile davon vollziehen. Die kleinste Form ist der Engel des Herrn, zu dem die Glocken unserer Kirchen dreimal täglich aufrufen. Wer unterwegs ist, kann dazu in eine Kirche gehen und ihn dort beten. Der Text findet sich ebenfalls im Gotteslob (3,6).
Jede und jeder kann eine Kirche besuchen auf dem Weg durch die Stadt, eine Kerze anzünden, ein Gebet sprechen für andere, für die Welt, für mich selbst. Eine andere wichtige Möglichkeit ist, mit Taten zu beten, andere anzurufen, vor allem die Einsamen, Kranken oder Isolierten. Manche brauchen auch Hilfe bei Besorgungen, und vielleicht kann man eine Kerze oder eine kleine Aufmerksamkeit dazufügen.
Mediale oder digitale Angebote können eine Hilfe sein, mehrere Fernseh- und Radiosender übertragen Gottesdienste, eine Fülle von Live-Streams bringen die Messe und andere Feiern zumindest in Bild und Ton nach Hause. Eine Übertragung ist nicht dasselbe, wie die persönliche Mitfeier. Aber wir wissen, dass diese Phase vorübergehen wird. Und, zumindest mir geht es so, wir erfahren, wie es denen geht, denen der Gottesdienst wichtig ist, die aber schon seit Jahren nicht mehr persönlich teilnehmen können. Die Radiomesse im Regionalradio des ORF jeden Sonntag hatte schon bisher bis zu 750.000 Hörerinnen und Hörer. Es gibt viele Menschen, die darauf angewiesen sind oder aus anderen Gründen bisher schon diesen Weg vorgezogen haben.
Advent, du stille Zeit. Der Tag ist nicht mehr weit - so singen wir in einem Adventlied. Heuer scheint die Zeit besonders still und der Tag besonders weit. In der christlichen Tradition ist der Advent eine Zeit der Vorbereitung, des Fastens und Betens. Christus möchte bei mir ankommen, in mir geboren werden. Bin ich dazu bereit? Heuer ist die Gelegenheit, dass wir uns auf das Wesentliche besinnen und uns auf andere, vielleicht intensivere Weise auf das Kommen Jesu vorbereiten!