Das Vaterunser wird gebetet, weil Jesus selbst es seine Jünger gelehrt hat. Deshalb hat es für alle Christen höchste Bedeutung. Die verwendete Fassung geht auf das Matthäusevangelium zurück (6,9-13). Die Übersetzung der Bitte: „führe uns nicht in Versuchung“ aus dem Griechischen ist genau. Etwas freier könnte man sagen: „Lass uns nicht in Versuchung geraten!“, oder: „Lass uns nicht der Versuchung erliegen, führe uns nicht auf den Weg der Versuchung!“
Zum Menschsein in Freiheit gehört die Versuchung dazu, sonst wäre die Freiheit nicht echt. Das Böse erscheint oft viel verlockender, einfacher und attraktiver als das Gute. Das ist aber nicht so zu verstehen, als hätte Gott Freude an der Versuchung der Menschen oder würde uns prüfen. Sondern die Versuchung ist Teil des Lebens, sie hängt mit den menschlichen Schwächen zusammen. Dann könnte die Bitte so gemeint sein: „Wenn die Versuchung kommt, führe mich bitte nicht hinein sondern vorbei!“ Eine andere Deutung sagt: „Führe mich auch in der Versuchung, damit ich ihr nicht erliege!“